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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


1004 geharnischte Krieger voraus; diese stürzten, der widerstrebenden Feinde nicht achtend, in den steilen Weg hinein und bahnten den Nachfolgenden einen leichten Zugang. Wie nun während dieser Zeit Bolizlav einstmals zur Tafel saß, sprach einer unserer Landsleute, ein Caplan des Bischofs Reinbern[1], von der Ankunft unseres Heeres, und als Bolizlav, der das hörte, ihn fragte, was er da sage und er antwortete, was ihm erzählt war, da äußerte jener: „Freilich, wenn sie durchschlüpften wie die Frösche, so könnten sie bereits hier sein.“ Und das war wahr; denn hätte den König nicht die Liebe des Herrn beseelt und den Herzog nicht Stolz und Uebermuth erfüllt, so wäre uns das Glück des Sieges nicht so plötzlich zu Theil geworden. Auch förderte des Königs Sache der Umstand, daß der vertriebene Herzog Jaremir, der Name bedeutet fester Friede, in seinem Gefolge war und die erwünschte Ankunft dieses Fürsten änderte die Gesinnung der Böhmen zu Gunsten des Königs. Auf den Rath und die Aufforderung der Böhmen selbst eröffnete daher Jaremir dem Könige die Zugänge zum Gebiete und übergab ihm freiwillig eine Burg, welche recht eigentlich an der Thür des Böhmerlandes lag. Der König erschien dann, nachdem wegen der zu spät ankommenden Baiern sein Marsch etwas verzögert war, vor einer Stadt Namens Satzi[2], und erkannte die Bürger derselben, welche ihm auf der Stelle die Thore öffneten und die polnische Besatzung erschlugen, als seine Freunde. Als der König das große Blutbad sah, ward er von Mitleid ergriffen und befahl, die Uebriggebliebenen in eine Kirche zusammen zu treiben. Damals meldete auch einer für gewiß, daß Bolizlav von seinen Landsleuten erschlagen sei. Deß freuten sich die Anhänger des Königs in Gott und die verführten Genossen des falschen Herzogs trauerten. Diese aber verbreiteten, unter einander murrend, in der Tücke ihres Herzens heimlich die verläumderische Lüge: wenn der König sich erst einmal in guter Sicherheit befinden werde, dann würden sie völlig machtlos ihm preis gegeben sein

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/216&oldid=- (Version vom 27.2.2023)
  1. Bischof von Kolberg.
  2. Saaz an der Eger in Böhmen.