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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg


und zur Vergeltung viel von ihm auszustehn haben. Darum glimmte 1004 das Feuer unter der Asche fort, und sie zogen schlimmer als unvernünftige Thiere, auf diesem Zuge und späterhin den Feind aller Gläubigen ihrem Könige vor, indem sie gänzlich verkannten, daß Gott, der Vater von Ewigkeit her, von seinem Himmel herab, aus dem er hernieder schaut auf die irdische Welt, seinen Stellvertreter auf Erden aus ihren Fallstricken erretten würde.


9. Darauf ward Herzog Jarimir mit den besten Kriegern des Königs und mit den ihm anhängenden Eingebornen nach Prag voraufgeschickt, um die giftige Schlange zu fangen oder zu tödten. Ihm aber kamen Boten der ebengeschilderten Feinde des Königs zuvor, und zeigten dem Bolizlav, der eine solche Gefahr gar nicht ahnte, die ganze Sache umständlich an. Dieser also rüstete sich in Folge dieser Aufforderung heimlich, und zog in der Mitte der nächsten Nacht, als er in der nächstgelegenen Burg Wissegrodi[1] die Glocken die Bürger zum Streite rufen hörte, mit der ersten Heerschaar ab und entkam in seine Heimat. Ihm nachsetzend, fiel Zebizlovo, der Bruder des Bischofs und Märtyrers Aethelbert, indem er auf einer Brücke auf den Tod verwundet ward; dies verursachte den Feinden große Freude, den Unseren unaussprechlichen Schmerz. Am anderen Tage aber erschien Jarimir und gelobte dem Volke der Stadt, welches ihn um gesetzlichen Schutz und um Verzeihung des Geschehenen bat, beides, vor dem Thore der Stadt stehend, worauf er sogleich eingelassen und unter großem Frohlocken mit altüblichen Ehren auf den Thron erhoben und dann nach Ablegung seiner einfachen täglichen Kleidung mit kostbaren Gewanden geschmückt wurde. Ihm ward darauf dargebracht, was ein jeder der Krieger einem flüchtigen oder erschlagenen Feinde an Beutestücken abgenommen hatte. So mit sehr zahlreichen Gaben erfreut, ward Jarimir wieder nach Wissegrodi eingeführt und daselbst zum Herrscher ausgerufen und verhieß allen des Königs Gnade,

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Thietmar von Merseburg: Die Chronik des Thietmar von Merseburg. Verlag von Franz Duncker, Leipzig 1879, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Chronik_des_Thietmar_von_Merseburg.pdf/217&oldid=- (Version vom 27.2.2023)
  1. Wyssehrad, jetzt die Südspitze von Prag am linken Moldauufer, damals noch eine ganz abgesonderte Bergfeste.