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Anonym: Edda

116
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Des Andern Frau   verführe du nicht
Zu heimlicher Zwiesprach.

117
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Über Furten und Felsen   so du zu fahren hast,
So sorge für reichliche Speise.

118
Dem übeln Mann   eröffne nicht

Was dir Widriges widerfährt:
Von argem Mann   erntest du nimmer doch
So guten Vertrauns Vergeltung.

119
Verderben stiften   einem Degen sah ich

Übeln Weibes Wort:
Die giftige Zunge   gab ihm den Tod,
Nicht seine Schuld.

120
Gewannst du den Freund,   dem du wohl vertraust,

So besuch ihn nicht selten,
Denn Strauchwerk grünt   und hohes Gras
Auf dem Weg, den Niemand wandelt.

121
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Guten Freund gewinne dir   zu erfreuender Zwiesprach;
Heilspruch lerne so lange du lebst.

122
Altem Freunde   sollst du der erste

Den Bund nicht brechen.
Das Herz frißt dir Sorge,   magst du keinem mehr sagen
Deine Gedanken all.

123
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Mit ungesalznem   Narren sollst du
Nicht Worte wechseln.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/060&oldid=- (Version vom 31.7.2018)