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Anonym: Edda

124
Von albernem Mann   magst du niemals

Guten Lohn erlangen.
Nur der Wackere   mag dir erwerben
Guten Leumund durch sein Lob.

125
Das ist Seelentausch,   sagt Einer getreulich

Dem Andern Alles was er denkt.
Nichts ist übler   als unstät sein:
Der ist kein Freund,   der zu Gefallen spricht.

126
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Drei Worte nicht sollst du   mit dem Schlechtern wechseln:
Oft unterliegt der Gute,
Der mit dem Schlechten streitet.

127
Schuhe nicht sollst du   noch Schäfte machen

Für Andre als für dich:
Sitzt der Schuh nicht,   ist krumm der Schaft,
Wünscht man dir alles Übel.

128
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Wo Noth du findest,   deren nimm dich an;
Doch gieb dem Feind nicht Frieden.

129
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Dich soll Andrer   Unglück nicht freuen;
Ihren Vortheil laß dir gefallen.

130
Das rath ich, Loddfafnir,   vernimm die Lehre,

Wohl dir, wenn du sie merkst.
Nicht aufschaun sollst du   im Schlachtgetöse:
Ebern ähnlich wurden   oft Erdenkinder;
So aber zwingt dich kein Zauber.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/061&oldid=- (Version vom 31.7.2018)