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Anonym: Edda

15
Man ließ um den Kopf   sie kürzen beide

Und setzte sie   zum Sieden ans Feuer.
Sifs Gemahl,   eh er schlafen ging,
Zwei Ochsen Hymirs   verzehrt’ er allein.

16
Da schien dem grauen   Gesellen Hrungnirs

Hlorridis Malzeit   so mäßig nicht:
„Nun müßen wir drei   uns morgen Abend
Mit des Waidwerks Gewinn   selber bewirthen.“

17
Bereit war Weor   ins Waßer zu rudern,

Wenn der kühne Jötun   den Köder gäbe.
„Geh hin zur Heerde,   wenn du das Herz hast,
Zerschmettrer des Berggeschlechts,   und suche den Köder.

18
„Ich weiß gewiss,   dir wird nicht schwer

Die Lockspeise   vom Stier zu erlangen.“
Zum Walde wandte   sich Weor alsbald:
Da fand er stehen   allschwarzen Stier.

19
Der Thursentödter,   abbrach er dem Thiere

Der beiden Hörner   erhabnen Sitz.
„Im Schaffen scheinst du   schlimmer um Vieles,
Lenker der Kiele,   als in bequemer Ruh.“

20
Da bat der Böcke   Gebieter den Affengott,

Ferner in die Flut   das Seeross zu führen.
Aber der Jötun   gab ihm zur Antwort,
Ihn lüste wenig   noch länger zu rudern.

21
Da hob am Hamen   Hymir der starke

Zwei Wallfische   aus den Wellen allein.
Am Steuer inzwischen   Odhins Erzeugter,
Festigte listig   ein Fischseil Weor.

22
An die Angel steckte   der Irdischen Gönner

Als Köder den Stierkopf   zum Kampf mit dem Wurm.
Gähnend haschte   der gottverhaßte
Erdumgürter34. 48   nach solcher Atzung.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/076&oldid=- (Version vom 31.7.2018)