Anonym: Edda | |
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Das ich schärfte so geschickt ich mochte,
Das ich härtete so hart ich konnte.
Dieß lichte Waffen entwendet ist mirs:
Säh ichs Wölundurn zur Schmiede getragen!
Rothen Ring: rächen will ich das!“
Schlaflos saß er und schlug den Hammer;
Trug schuf er Nidudurn schnell genug.
Die Söhne Nidudurs, nach Säwarstadr;
Kamen zur Kiste den Schlüßel erkundend;
Offen war die üble, als sie hineinsahn.
Rothes Gold und glänzend Geschmeid.
„Kommt allein, ihr Zwei, kommt andern Tags,
So soll euch das Gold gegeben werden.
Laßt es Niemand hören, daß ihr hier gewesen.“
Zeitig riefen die Zweie sich an,
Bruder den Bruder: „Komm die Brustringe schaun!“
Offen war die üble, da sie hineinsahn.
Um die Köpfe kürzt’ er die Knaben beide;
Unterm Feßeltrog barg er die Füße.
Schweift’ er in Silber, sandte sie Nidudurn.
Aus den Augen macht’ er Edelsteine,
Sandte sie der falschen Frauen Nidudurs.
Bildet’ er Brustgeschmeid, sandt’ es Bödwilden
Da begann den Ring zu rühmen Bödwild;
Sie bracht ihn Wölundurn, da er zerbrochen war:
„Keinem darf ichs sagen als dir allein.“
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/138&oldid=- (Version vom 31.7.2018)