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Anonym: Edda

23
Nicht wirst du Sigrun   vom Sewafiöll,

König Hödbroddr,   im Arme hegen.
Vorbei ist das Leben:   das Beil naht,
Granmars Sohn,   deinem grauen Haupt.


Hierauf fand sie den Helgi und freute sich sehr. Helgi sprach:


24
Nicht Alles, Gute,   erging dir nach Wunsch;

Doch tragen die Nornen   ein Theil der Schuld.
In der Frühe fielen   bei Frekastein
Bragi und Högni:   ich bin ihr Tödter!
 

25
Bei Styrkleif sank   König Starkadr,

Und bei Hlebiörg   Hrollaugs Söhne.
So grimmig gemuthen   wie Gylfi sah ich nie:
Der Rumpf hieb noch um sich,   da das Haupt gefallen war.
 

26
Zur Erde sanken   allermeist

Deine lieben Freunde   in Leichen verkehrt.
Du gewannst nicht beim Siege:   es war dein Schicksal,
Durch Blut zu erlangen   den Liebeswunsch.


Da weinte Sigrun; er aber sprach:


27
Weine nicht, Sigrun,   du warst uns Hilde,

Nicht besiegen Fürsten ihr Schicksal.


Sie sprach:


28
Beleben möcht ich jetzt   die Leichen sind;

Aber zugleich im Arm dir ruhn.


IV.

Helgi empfing Sigrun zur Ehe und zeugte Söhne mit ihr. Aber Helgi ward nicht alt. Dag, Högnis Sohn, opferte dem Odhin für Vaterrache. Da lieh Odhin ihm seinen Spieß. Dag fand den Helgi, seinen Schwager, bei Fiöturlundr (Feßelwald); er durchbohrte Helgi mit dem Spieße. Da fiel Helgi; aber Dag ritt gen Sewafiöll und brachte Sigrun die Zeitung:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)