Anonym: Edda | |
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Mir zum Mörder werden:
Beide Brüder sollen alsbald
Fahren von hinnen zu Hel.
Sigurd hieb Regin das Haupt ab, und aß Fafnirs Herz und trank beider Blut, Regins und Fafnirs. Da hörte Sigurd was die Adlerinnen sangen:
Um Künftges sich kümmern ziemt Königen nicht.
Ein Weib weiß ich, ein wunderschönes,
Goldbegabt: wär sie dir gegönnt!
Dem Wandernden weist das Schicksal den Weg.
Da hat eine Tochter der theure König:
Die magst du, Sigurd, um Mahlschatz kaufen.
Ganz von Glut umgeben außen.
Ihn haben hehre Herscher geschaffen
Aus undunkler Erdenflamme.
Und lodernd umleckt sie der Linde Feind.
Mit dem Dorn stach Yggr (Odhin) sie einst in den Schleier
Die Maid, die Männer morden wollte.
Die aus dem Gewühl trug Wingskornir das Ross.
Nicht vermag Sigrdrifas Schlaf zu brechen
Ein Fürstensohn eh die Nornen es fügen.
Sigurd ritt auf Fafnirs Spur nach dessen Hause und fand es offen und die Thüren von Eisen und aufgeklemmt. Von Eisen war auch alles Zimmerwerk am Hause und das Gold unten in die Erde gegraben. Da fand Sigurd großmächtiges Gut und füllte damit zwei Kisten. Da nahm er Ögis Helm und die Goldbrünne und das Schwert Hrotti und viele Kostbarkeiten und belud Grani damit. Aber das Ross wollte nicht fortgehen bis Sigurd auf seinen Rücken stieg.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)