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Anonym: Edda

Sigurd.
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So verräth mich das Looß nicht,   daß Regin sollte

Mir zum Mörder werden:
Beide Brüder   sollen alsbald
Fahren von hinnen zu Hel.


Sigurd hieb Regin das Haupt ab, und aß Fafnirs Herz und trank beider Blut, Regins und Fafnirs. Da hörte Sigurd was die Adlerinnen sangen:


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Mit den rothen Ringen   bereife dich, Sigurd;

Um Künftges sich kümmern   ziemt Königen nicht.
Ein Weib weiß ich,   ein wunderschönes,
Goldbegabt:   wär sie dir gegönnt!

41
Zu Giuki gehen   grüne Pfade:

Dem Wandernden weist   das Schicksal den Weg.
Da hat eine Tochter   der theure König:
Die magst du, Sigurd,   um Mahlschatz kaufen.

42
Ein Hof ist auf dem hohen   Hindarfiall

Ganz von Glut   umgeben außen.
Ihn haben hehre   Herscher geschaffen
Aus undunkler   Erdenflamme.

43
Auf dem Steine schläft   die Streiterfahrene,

Und lodernd umleckt sie   der Linde Feind.
Mit dem Dorn stach Yggr (Odhin)   sie einst in den Schleier
Die Maid, die Männer   morden wollte.

44
Schaun magst du, Mann,   die Maid unterm Helme,

Die aus dem Gewühl trug   Wingskornir das Ross.
Nicht vermag Sigrdrifas   Schlaf zu brechen
Ein Fürstensohn   eh die Nornen es fügen.


Sigurd ritt auf Fafnirs Spur nach dessen Hause und fand es offen und die Thüren von Eisen und aufgeklemmt. Von Eisen war auch alles Zimmerwerk am Hause und das Gold unten in die Erde gegraben. Da fand Sigurd großmächtiges Gut und füllte damit zwei Kisten. Da nahm er Ögis Helm und die Goldbrünne und das Schwert Hrotti und viele Kostbarkeiten und belud Grani damit. Aber das Ross wollte nicht fortgehen bis Sigurd auf seinen Rücken stieg.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/190&oldid=- (Version vom 31.7.2018)