Anonym: Edda | |
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Im Saal Alles todt, ich schlief im kalten Bett,
Dieweil du, König, kummervoll rittest
Die Feßel am Fuß in der Feinde Heer:
So soll, Niflungen, nun eur Geschlecht
Die Macht missen, denn meineidig seid ihr.
Wie das Blut in die Fußspur euch beiden rann!
Nun hast du das Alles ihm übel gelohnt,
Daß der Fürst der Vorderste stäts gefunden ward.
Zu Mir der Muthige, mich dir zu werben,
Wie der Wehrscharweiser wandellos
Die Eide hielt dem jungen Helden.
Der mächtige König mitten zwischen uns,
Mit Feuer außen die Ecken belegt,
Mit Eitertropfen innen bestrichen.“
Keinem gefiel solcher Frauenbrauch,
Wie sie mit Weinen von dem Werk nun sprach,
Zu dem sie lachend die Helden lud.
Hier ist in dem Liede gesagt von dem Tode Sigurds. Und geht es hier so zu als hätten sie ihn draußen getödtet; aber Einige erzählen so, daß sie ihn erschlugen drinnen in seinem Bette, den schlafenden. Aber deutsche Männer sagen, daß sie ihn erschlugen draußen im Walde. Und so heißt es im alten Liede von Gudrun, daß Sigurd und Giukis Söhne zum Thing geritten waren, als sie ihn erschlugen. Aber das sagen Alle einstimmig, daß sie ihn treulos betrogen und ihn mordeten liegend und wehrlos.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/199&oldid=- (Version vom 31.7.2018)