Anonym: Edda | |
|
Lieber als alle, die edelste Frau.
Das Leben lieber will ich laßen
Als der Schönen entsagen und ihren Schätzen.
Gut ist des Rheines Gold zu besitzen,
In Freude zu walten des vielen Gutes
Und ganz in Ruhe des Glücks zu genießen. —
„Das zu vollbringen gebührt uns nicht:
Mit dem Schwert zu brechen geschworne Eide,
Geschworne Eide, besiegelte Treu!
So lange wir Viere das Volk beherschen
Und hier der hunische Heerführer lebt,
Noch irgend auf Erden so edle Sippe.
Wenn ferner wir fünf noch Fürsten zeugten,
Wir stürzten die Götter von den Herscherstühlen.
Brynhild quält dich: du kannst sie nicht stillen.“
Den jüngern Bruder, der bar ist des Witzes:
Er hat nicht Antheil an Eiden und Schwüren,
Eiden und Schwüren, besiegelter Treu. —
Da stand dem Sigurd der Stahl im Herzen.
Und warf den Geer nach dem Mordgierigen:
Nach Guthorm flog, dem Fürsten, kräftig
Das glänzende Eisen aus des Edlings Hand.
Haupt und Hände hinflogen weit,
Der Füße Theil fiel flach auf den Boden.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/202&oldid=- (Version vom 31.7.2018)