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Anonym: Edda

28. Helreidh Brynhildar.
Brynhildens Todesfahrt.

Nach Brynhildens Tode wurden zwei Scheiterhaufen gemacht, Einer für Sigurd, und der brannte zuerst; darnach ward Brynhild verbrannt, und lag sie auf einem Wagen, der mit Prachtgeweben umzettelt war. Es wird erzählt, daß Brynhild auf dem Wagen den Helweg fuhr und durch eine Höhle kam, wo ein Riesenweib wohnte. Das Riesenweib sprach:


1
Fort, zu fahren   erfrech dich nicht

Durch meine stein-   gestützten Häuser.
Beßer ziemte dir,   Borten zu wirken
Als den Gatten   begehren der Andern.

2
Walländisch Weib,   was willst du suchen,

Allgierig Haupt,   in meinem Hause?
Du wuschest, Walküre,   so dichs zu wißen lüstet,
Von den Händen dir manchesmal   Menschenblut.


Brynhild.
3
Was wirfst du mir vor,   Weib aus Stein?

Hab ich im Kriegsheer   gekämpft denn auch,
So bin ich die beßere   von uns beiden doch,
Wenn unsern Adel   Einsichtge prüfen.


Riesin.
4
Du bist, Brynhild,   Budlis Tochter,

In widrigster Stunde   zur Welt geboren:
Durch dich ward ohne   Erben Giuki,
Du hast sein hohes   Haus gestürzt.


Brynhild.
5
Vom Wagen kündigt   die Kluge dir.

Der Witzlosen,   wenn dichs zu wißen lüstet:
Mich machten Giukis   Erben meiner
Liebe verlustig,   der Eide ledig.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/209&oldid=- (Version vom 31.7.2018)