Anonym: Edda | |
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„Mann und Kinder misse die Vettel,
Welche dich, Gudrun, weinen lehrte,
In den Mund dir Worte am Morgen legte!“
„Geschweig der Worte, Weltverhaßte!
Immer den Edlingen warst du zum Unheil;
Wie sein schlimmes Schicksal scheut dich Jeder;
Sieben Königen kostest du das Leben,
Die der Freunde viel den Frauen erschlugst!“
„An allem Unheil ist Atli Schuld,
Budlis Sohn, der Bruder mein.
Des Wurmbetts Feuer an dem Fürsten ersahn,
Des Besuches hab ich seitdem entgolten,
Dieses Anblicks muß immer mich reuen.“
Es brannte Brynhilden, Budlis Tochter,
Glut in den Augen, Gift spie sie aus,
Als sie die Wunden sah an Sigurds Brust.
Darauf ging Gudrun in Wälder und Wüsten bis Dänemark, wo sie bei Thora, Hakons Tochter, sieben Halbjahre weilte. Brynhild wollte Sigurden nicht überleben. Sie ließ acht Knechte und fünf Mägde tödten. Darauf durchbohrte sie sich selbst mit dem Schwerte wie gesagt ist in dem kürzern Sigurdsliede.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/214&oldid=- (Version vom 31.7.2018)