Anonym: Edda | |
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Die Helden der Herscher in Handgewirke;
Rothe Ränder, Recken des Hunnenlands,
Mit Helm und Harnisch der Herscher Geleit.
Mit goldnem Schiffshaupt, geschnitztem Steuer.
Wir wirkten und webten die Waffenthaten
Sigmunds und Siggeirs südlich in Frone.
Wie tief ihre Tochter betraure den Gemahl.
Sie warf ihr Gewebe fort, winkte den Söhnen,
Das zu erfahren frug sie und sprach:
Wer Buße wolle der Schwester bieten,
Den erschlagnen Gatten vergelten der Frau?
Ihren Harm zu sühnen, und so auch Högni.
Da fragte sie ferner, wer fahren wolle
Die Säumer zu satteln, die Wagen zu schirren,
Den Hengst zu tummeln, den Habicht zu werfen,
Den Bolzen zu schießen vom Eibenbogen?
Eimod zum dritten und Jarisskar
Führten sie vor mich, Fürsten gleich.
Rothe Waffenröcke trugen des Langbärtgen Recken,
Hohe Helme und helle Brünnen,
Breite Schwerter, die braungelockten.
Herlichen Schmuck mit schmeichelnden Reden,
Ob sie mich möchten für manches Leid
Auf Trost vertrösten; aber ich traute nicht.
Den kalten, herben, daß ich Harms vergäße.
Der Kelch war gekräftigt aus der Quelle Urds,
Mit urkalter See und sühnendem Blut.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/218&oldid=- (Version vom 31.7.2018)