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Anonym: Edda

34. Atlakvidha.
Die Sage von Atli.

Gudrun, Giukis Tochter, rächte den Tod ihrer Brüder, wie das weltberühmt ist. Sie tödtete zuerst Atlis Söhne, darauf tödtete sie den Atli selbst und verbrannte die Halle mit allem Gesinde. Davon ist diese Sage gedichtet:


1
Atli sandte   einst zu Gunnar

Einen klugen Boten,   Knefröd genannt.
Er kam zu Giukis Hof   und Gunnars Halle,
An der Bank des Heerdes   zu süßem Gebräude.

2
Das Gesinde trank   (noch schwiegen die Listigen)

In der Halle den Wein   in Furcht vor den Hunnen.
Da kündete Knefröd   mit kalter Stimme,
Der südliche Gesandte;   er saß auf der Hochbank:

3
„Sein Geschäft zu bestellen,   sandte mich Atli

Auf knirschendem Ross   durch den unkunden Schwarzwald,
Auf seine Bänke   euch zu bitten, Gunnar:
In häuslichen Hüllen   suchet Atli heim.

4
„Da mögt ihr Schilde wählen   und geschabte Eschen,

Hellgoldne Helme   und hunnische Schwerter,
Schabracken goldsilbern,   schlachtrothe Panzer,
Geschoß krümmende,   und knirschende Rosse.

5
Er giebt euch auch gerne   die weite Gnitahaide,

Gellenden Geer   nebst goldnem Steven,
Herliche Schätze   und Städte Danpis,
Und das schöne Gesträuch,   Schwarzwald genannt.“

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/229&oldid=- (Version vom 31.7.2018)