Anonym: Edda | |
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Euch sehn wir unbereit; wir aber schlugen
Und erlähmten Einen von Euerm Geleit.“
Sie reckten die Finger, faßten die Schnüre
Und schoßen scharf, mit den Schilden sich deckend.
Sie hörten der Knechte Gespräch vor der Halle.
Im Zorn zerrte sie die Zierde der Halsketten,
Schleuderte das Silber, daß die Ringe schlißen.
Furchtlos trat sie vor und empfing die Gäste,
Liebkoste den Niflungen (der letzte Gruß wars)
Mit Herzen und Halsen; dann hub sie an und sprach noch:
Dem Schicksal widersteht man nicht: ihr solltet nun kommen.“
Noch vermitteln möchte sies mit manchem klugen Wort;
Niemand rieth dazu, nein, riefen Alle.
Erkeckt zu kühner That warf sie das Kleid hin,
Schwang das bloße Schwert und schützte der Freunde Leben.
Behaglich war sie nicht im Kampf wohin sie kam.
Den Bruder Atlis schlug sie, daß man ihn bahren muste:
Bis ein Fuß ihm fehlte focht sie mit ihm.
Den Andern hieb sie also, daß er Aufstehns vergaß:
Den hatte sie zu Hel gesandt; ihre Hände bebten nicht.
Doch ging über Alles gar was die Giukungen wirkten.
So lange sie lebten ließen die Niflungen
Die Schwerter schwirren, schwinden die Brünnen;
Helme zerhieben sie nach Herzensgelüsten.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/240&oldid=- (Version vom 31.7.2018)