Anonym: Edda | |
|
Herb war der Jungen Harm verwittwet zu heißen:
Doch härtere Qual wars, in Atlis Haus zu kommen
Der Vermählten des Mannes, den zu missen schwer war.
Du habest Streit gesucht und Sieg dir erfochten.
Stäts wolltest du weichen, nicht Widerstand thun,
Dich heimlich halten was Hohn schuf dem Fürsten.
Unser herbes Geschick, das hart ist beiden.
Gönne nun, Gudrun, durch deine Güte
Uns die letzte Ehre beim Leichenbegängniss.
Das Leintuch wächsen, das den Leib verhülle,
Auf alle Nothdurft achten als ob wir uns liebten. —
Da hielt die Hohe alle Verheißung.
Nun sann sich Gudrun selber zu tödten;
Doch gelängt war ihr Leben, andrer Tod ihr verliehn.
Tochter gegönnt ist, wie Giuki zeugte.
In allen Landen überleben wird
Der Vermählten Feindschaft, wo sie Menschen hören.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/247&oldid=- (Version vom 31.7.2018)