Anonym: Edda | |
|
Falsch ists, den Freund täuschen, der fest vertraut.
Die verwaiste Wittwe, die wildherzig hieß:
Keine Lüge war es, das ließest du schauen.
Wir holten dich ein mit großem Heergeleit.
Alles war auserwählt bei unsrer Fahrt.
Rinder in Vorrath, die uns reichlich nährten.
Fülle war und Überfluß, Viele genoßen es.
Knechte zehnmal drei, und zierer Mägde sieben,
Ein schön Geschenk; des Silbers war viel mehr.
Nach dem Lande verlangend, das Budli mir ließ.
Fallstricke flochst du mir, ich empfing nichts Andres.
Die Schwieger ließest du oft sitzen in Thränen;
Heiter hielten wir niemals Haus.
Selten war ich sanft; doch sätest du Zwist.
Unbändig strittet ihr jungen Brüder,
Daß zu Hel die Hälfte deines Hauses fuhr:
Zu Grunde ging Alles was Glück bringen sollte.
Wir fuhren von Lande in Sigurds Gefolge,
Schweiften und steuerten, sein Schiff ein Jeder,
Auf unsichern Ausgang ins östliche Land.
Die Hersen huldigten: wir waren die Herrn.
Nach Willkür riefen wir aus dem Wald Verbannte,
Gaben dem die Macht, der keinen Deut besaß.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/246&oldid=- (Version vom 31.7.2018)