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Seite:Die Edda (1876).djvu/254

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Anonym: Edda

25
Dawider hob sich   der hohe Berather,

Den die Brünne barg,   wie ein Bär hob er sich:
„Schleudert Steine,   wenn Geschoße nicht haften
Noch scharfe Schwerter,   auf die Söhne Jonakurs.“

26
Da hob Hamdir an   aus hohem Muth:

„Übel thatest du, Bruder,   den Mund zu öffnen:
Oft aus dem Munde   kommt übler Rath.“


Sörli.
27
Muth hast du, Hamdir,   hättest du auch Weisheit!

Viel mangelt dem Mann,   dem Mutterwitz fehlt.

28
Nun läge das Haupt,   wär Erp am Leben,

Unser tapfrer Bruder,   den wir herwärts tödteten,
Den raschen Recken;   üble Disen reizten mich:
Den wir heilig sollten halten,   den haben wir gefällt.

29
Nicht ziemt’ uns Beiden,   nach der Wölfe Beispiel

Uns selbst grimm zu sein   wie der Nornen Grauhunde,
Die gefräßig sich fristen   im öden Forst.

30
Schön stritten wir:   wir sitzen auf Leichen,

Von uns gefällten,   wie Adler auf Zweigen.
Hohen Ruhm erstritten wir,   wir sterben heut oder morgen:
Den Abend sieht Niemand   wider der Nornen Spruch.

31
Da sank Sörli   an des Saales Ende,

Hinter dem Hause   fand Hamdir den Tod.


Dieß ist das alte Hamdismal.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/254&oldid=- (Version vom 31.7.2018)