Anonym: Edda | |
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die heimlich im Eisenwald aufgezogen wurden, unschädlich zu machen versäumen, weshalb der gefürchtete Ausgang nun doch eintreten muß; dann schon die Vorzeichen des Weltuntergangs in der überhand nehmenden Entsittlichung, die alle Bande gelöst hat und selbst den Brudermord nicht mehr scheut, die höchste Stufe der Verwilderung Str. 45, endlich der Untergang selbst und der letzte Kampf bis die Sonne schwarz wird, die Erde ins Meer sinkt und Surturs Lohe den allnährenden Weltbaum verschlingt. All dieß ist in dem geheimnissvollen Tone vorgetragen, der Propheten eignet, deren Looß doch ist, von den blöden Kindern der Zeit unverstanden zu bleiben. Das Mysteriöse ist noch durch Lücken und die zweifelhafte Folge der Strophen gesteigert, da uns das Gedicht schwerlich ganz vorliegt und die Handschriften wie die Ausgaben in der Anordnung abweichen. Manches möchte man hinwegwünschen, um nach Tilgung des Eingeschobenen das unzweifelhaft Echte in beßern Zusammenhang zu bringen. Aber wer wollte an ein so ehrwürdiges Altertum die Hand legen, und wo wäre das Ende des Beliebens und der Willkür, wenn man einmal begänne, das Überlieferte nach eigenem Gutdünken zu modeln? Will doch Jeder auf seine Weise helfen, der Eine wegschaffen was dem Andern das Wichtigste scheint, der diese, der jene Anordnung herstellen. Auch wir hätten die unsrige im Sinne, wollen aber dem Leser nicht vorgreifen, der seinem Sinne folgen und die hier nach den gangbarsten Ausgaben geordneten Strophen sich selber zurechtstellen mag.
Die nachstehenden, der Ordnung der Strophen folgenden, Bemerkungen wollen nur Einzelnes erläutern; einen Commentar des Ganzen enthalten meine „Geschicke der Welt und der Götter,“ welche den ersten Theil meines Handbuchs der Deutschen Mythologie (Bonn bei Marcus, 4. Aufl. 1874) bildet.
1. Die Seherin beginnt damit, Stillschweigen aufzuerlegen, damit Jedermann sie vernehmen könne. Die Worte, deren sie sich dabei bedient, sind eine hieratische Formel wie das lat. favete linguis. Sie spricht als Priesterin, denn nach Tac. Germ. stand es den Priestern zu, bei Volksversammlungen Stillschweigen zu gebieten. Müllenhoff Zeitschr. IX. 127. Heimdal lernen wir weiterhin, im Rigsmal, als den Erzeuger der verschiedenen Stände kennen.
6. Under ist die Nachmittagsstunde. Vergl. „Unterzech“ im Volksbuch von Faust 1592 S. 216. Übrigens ist in Str. 3–6 die Weltschöpfung sehr unvollständig vorgetragen; doch holen die folgenden Lieder, mit denen noch D.[WS 1] 10. 14. und Grimms Myth. 525 ff. zu vergleichen sind, das Fehlende nach.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Mit D. verweißt Simrock auf Strofen der jungeren Edda
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/362&oldid=- (Version vom 18.8.2016)