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Anonym: Edda

auch hier wieder wie in andern von Thor erzählten Fahrten, z. B. der nach Geirrödsgard D. 60 und der in D. 46. 47 berichteten zu Utgardaloki, die Unterwelt ist, zu welcher er, ein deutscher Hercules, hinabsteigt. Darum seh ich auch einen Nachklang unseres Götterliedes in der Heldensage von Herzog Ernst, dessen Reiseziel gleichfalls die Unterwelt ist, aus der er den Waisen, den Hauptedelstein der deutschen Kaiserkrone, heraufholte, und der wie Thor von Tyr, dem Schwertgott, von Wetzel begleitet ward, dessen Name auf die Schärfe des Schwertes zu deuten ist. Vgl. Handb. d. Myth. 260 §. 85.

Wir haben noch den Zusammenhang unseres Liedes mit dem folgenden, und demgemäß auch mit der Einkleidung von Bragarödur zu erläutern.

Der Meergott Ögir, der auch mit Hler identisch ist (vgl. die Anm. zu Hrafnag. 17), hieß, wie das folgende Lied im Eingang ausdrücklich sagt, mit anderm Namen Gymir. Unter diesem haben wir ihn in Skirnisför als Gerdas Vater kennen gelernt. Obgleich nach D. 37 Bergriesengeschlechts (vgl. Str. 2) steht er mit den Asen in gastfreundlichem Verkehr. Wir sahen oben, daß in Bragarödur Ögir die Götter besucht und von ihnen bei Schwertlicht bewirthet wird. Wir glaubten darin eine Umkehrung der Fabel des folgenden Liedes zu erkennen, nach welcher Ögir die Asen bei Goldlicht bewirthet hatte. Es wird sich aber wohl so verhalten, daß nach der ältesten Sage Ögis Besuch bei den Göttern das frühere Ereigniss war, und in unsern Liedern der Gegenbesuch der Asen bei dem Meergott, der sie bei Goldlicht bewirthet, dargestellt ist. In Skaldskaparmal 33 (s. o.) heißt es nämlich, ehe von der Bewirthung der Götter erzählt wird was wir aus dem folgenden Liede wißen, Ögir sei in Asgard zu Gaste gewesen, bei der Heimreise aber habe er Odhin und alle Asen über drei Monate zu sich geladen. Von diesem Besuche Ögis bei den Göttern ist demnach die Sage verloren bis auf den Nachklang, der sich davon in Bragarödur findet, und wir wißen nicht wie sich das gastfreundliche Verhältniss zwischen den Asen und dem Meergotte zuerst entspann. Ob etwa durch Freys Vermählung mit Gymis (Ögis) Tochter Gerdha?

Unser Lied und das folgende haben nun beide den Gegenbesuch der Asen bei dem Meergotte zum Gegenstand. Das Lied von Hymir behandelt ihn aber selbständig und ist der Ergänzung durch das folgende nicht bedürftig, obgleich es das Gastmal Ögis nur einleitet, und mit Herbeischaffung des Braukeßels, in welchem Ögir den Göttern das Bier brauen soll, abschließt. Es setzt aber damit das folgende Lied voraus und kann jünger sein als dieses. Zwar scheint auch wieder das folgende unseres

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/398&oldid=- (Version vom 31.7.2018)