Anonym: Edda | |
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deutsches Lied zu Grunde, das die skandinavischen Völker sich angeeignet und localisiert haben. Bei der andern Aufzeichnung, die manches Jahrhundert später erfolgt sein muß, ist der deutsche Ursprung gewiss, da die Wilkinasage sich ausdrücklich auf deutsche Lieder und die Aussage deutscher Männer, namentlich aus Soest, Bremen und Münster, beruft. Beide Niederschreibungen ergänzen sich wechselseitig und namentlich verdanken wir unserm Liede, das sonst die Sage viel dürftiger darstellt, die in der Wilkinasage vergeßene Erzählung von den drei Schwanenjungfrauen, auf welche noch im vierzehnten Jahrhundert das Gedicht von Friedrich von Schwaben anspielt, aus welchem sich unser Lied insoweit ergänzt als dieses die Wegnahme der von den Mädchen abgelegten Gewänder, wodurch sie in die Gewalt der Brüder gerathen, nicht ausdrücklich meldet.
Ein anderer Umstand, den unser Lied im Dunkel läßt, wird durch keine Vergleichung aufgeklärt, nämlich welche Bewandtniss es mit dem Ringe habe, den König Nidudr in Wölundurs Hause vom Baste zog und seiner Tochter schenkte. Warum nahm Nidudr von den siebenhunderten, die am Baste aufgezogen waren, nur den einen? Str. 18 heißt es zwar, nun trage Bödwild die rothen Ringe der Frau des Wölundur; aber dieß scheint eines der vielen Verderbnisse, denen dieß alte Lied nicht entgehen konnte; daß es nur Ein Ring war, auf den Nidudr hohen Werth legte, sehen wir auch daraus, daß Bödwild, als sie ihn zerbrochen hatte, nach Str. 24, womit die Wilkinas. c. 25 übereinstimmt, es nicht wagte ihrem Vater davon zu sagen, was bei einem gewöhnlichen Goldringe, dem nicht irgend eine wunderbare Eigenschaft beigewohnt hätte, ganz undenkbar wäre. Aber hier verlaßen uns die Quellen und ich war in Wieland dem Schmied auf die eigene Erfindungsgabe angewiesen. Nur das ist noch angedeutet (Str. 41. 18), daß diesen Ring einst Wölundurs Gemahl Alhwitr beseßen hatte.
Was diesen Namen betrifft, so heißt er in der Urschrift Alwitur (Allwißend), welches ich nach Analogie des Namens Swanhwit (schwanweiß) in Alhwitr (allweiß) gebeßert habe. Außerdem habe ich Str. 4, die in der Urschrift die 15te ist, an diese ihr gebührende Stelle gerückt, und in Str. 2 die eingeklammerten Zeilen nach Vermuthung eingeschoben. Doch könnte auch die vorausgehende Zeile entstellt sein und die gleiche Nachricht enthalten haben. Grimm Lieder d. ä. E. S. 4. 5. und Mone Untersuchungen zur deutschen Heldens. S. 102.
Str. 4 fragt der Niarenkönig Nidudr den Wölundur, nachdem er ihn aus Ulfdalir (Wolfsthal) entführt und in sein Reich geschleppt hat, wie er
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/431&oldid=- (Version vom 31.7.2018)