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Anonym: Edda

hätte erwähnt sein sollen. Aber vermuthlich berichtete die Sage, die der Dichter nur andeutet, daß er diesen Sohn todwund gezeugt habe, wie nach der Wilkinas. und den faröischen Liedern den Aldrian, nach der Hwenschen Chronik den Ranke.




An dieses Lied schließt sich Gunnars Harfenschlag an, ein Gedicht, das wir seiner wahrscheinlichen Unechtheit wegen nicht in den Text aufgenommen haben. Daß ein Gedicht dieses Inhalts in alter Zeit vorhanden gewesen sei, bezeugt zwar Nornagests. c. 2; das nachstehende, welches Gudmund Magnussen 1780 in Island entdeckte, scheint aber sowohl der Sprache als dem Inhalte nach neuern Ursprungs und hat vermuthlich den 1785 verstorbenen Gelehrten Gunnar Pâlsson, zum Verfaßer, vgl. Germ. XIII. 784. Da aber die Untersuchung über seine Echtheit noch nicht abgeschloßen ist, so theilen wir es, um den Vorwurf der Unvollständigkeit von unserer Übersetzung abzuwenden, hier nachträglich mit:


1
Einst wars, daß Gunnar   den Tod erwartete,

Giukis Sohn,   in Grabaks Saal.
Die Füße waren frei   dem fürstlichen Erben,
Die Hände mit hartem   Haft gebunden.

2
Die Harfe gab man   dem streitkühnen Helden,

Da zeigt’ er die Kunst   mit den Zweigen der Füße.
Herlich trat er   die Harfenstränge:
Wie der König konnte   keiner spielen.

3
Solchen Gesang   sang da Gunnar;

Die Harfe spricht   mit menschlicher Stimme,
Nicht süßer sänge sie,   wär sie ein Schwan;
Der Wurmsaal schallt   von der Saiten Gold.

4
Die Schwester sah ich   unselig vermählt

Ihm, der den Bund   den Niflungen brach.
Her lud Atli   Högni und Gunnar,
Seine Schwäger beide,   sie zu ermorden.

5
Statt voller Kelche   ward ihnen Kampf,

Mordlich Gefecht   statt fröhlichen Mals.
So lange Leute   nun leben, heißt es:
So falsch an Freunden   that Keiner zuvor.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/463&oldid=- (Version vom 31.7.2018)