Anonym: Edda | |
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Brynhild stach sich selber todt,
Sie die Sigurden erschlagen ließ.
Was willst du Gudrunen drum weinen laßen?
Uns gefährde das Leben des Schwagers Fall.
Auch sagte mir Brynhild, Budlis Tochter,
Uns werde Atli überlisten.
Da wir zuletzt beisammen lagen.
Widrige Träume schreckten mein Weib:
„Fahre nicht, Gunnar! falsch ist dir Atli.
Den Erben Giukis den Galgen erbaut.
Ich dachte, die Disen lüden dich:
Drum traut nicht, Brüder, man will euch betrügen.“
Von verritzten Runen, abrathenden Träumen.
Doch kühn war das Herz in der Helden Brust,
Sie bangten beide nicht vor dem bittern Tod.
Uns Erben Giukis, nach Odhins Willen.
Wider das Schicksal mag Niemand sich setzen,
Noch von Heil verlaßen dem Herzen vertraun.
Die rothen Ringe, die Reidmar besaß.
Ich weiß allein nun wo sie verborgen sind,
Seit ihr dem Högni nach dem Herzen schnittet.
Dein hunnisch Heer nach dem Herzen schnitt.
Nicht ächzte der Niflung als das Meßer eindrang,
Verzog nicht die Braue bei dem bittern Tod.
So Manchen der Mannen, der muthigsten gar,
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 456. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/464&oldid=- (Version vom 31.7.2018)