Anonym: Edda | |
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Durch unsre Schwerter, eh dus vollbrachtest.
Unsre hehre Schwester erschlug dir den Bruder.
Giukis Sohn, in Grafwitnirs Höhle.
Nicht wird er harmvoll Heervatern nahn,
Längst ist der Fürst der Leiden gewöhnt.
Und Nidhöggr die Nieren saugen,
Linn und Langbackr die Leber zehren
Ehe der Gleichmuth Gunnarn verläßt.
Daß uns Atli also betrogen hat.
Sie wird dir Herscher die Herzen bringen
Deiner Söhne gesotten zum Abendschmaus.
Sollst du aus der Schädel Schalen trinken.
Am härtesten härmt dir aber das Herz,
Wenn dich Gudrun feige und grausam schilt.
Böses bringt dir der Verrath an den Brüdern:
Wohl scheinst du es werth, daß wir durch die Schwester,
Die nothgezwungene, den Treubruch zahlen.
Zur Seite soll ihr Niflung stehen.
Hohe Lohe wird deine Halle umspielen,
Und dann in Nastrand dich Nidhöggr saugen.
Goin und Moin und Grafwölludr,
Ofnir und Swafnir, die giftgeschwollenen,
Nadr und Nidhöggr und die Nattern alle,
Hring und Höggwardr, vom Harfenschalle.
Die wendet das Herz mir bis an die Wurzel,
Saugt mir die Leber, frißt mir die Lunge,
Läßt nicht länger den König leben.
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/465&oldid=- (Version vom 31.7.2018)