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verschiedene: Die Gartenlaube (1869)


damalen noch ein Studiosus gewesen, bei deroselben Hochzeitt gemachet worden, indem dieselbe nach ihres seligen Vatern Tode 11 Jahre alt in die Pflege undt Aufferziehung ihres Vormundes Herrn Stolzenbergs, Kauffmanns und Mältzenbräuers in Königsberg auffgenommen und 7 Jahr nach desselben Tode im 18. Jahre ihres alters ist verheyrathet worden an Johannem Partatium der Zeitt Pfarrer in Trempen, Insterburgischen Ampts, nachmalen aber in Lankischken, Labiauen Ampts: woselbst sie nach des Partatii Tode noch 2 Successores, nemlich Herrn Gruben und Herrn Melchior Beilstein in demselbigen Pfarr-Ampt geheyrathet hatt. Endlich hatt einer ihrer Söhne von der ersten Ehe, Herr Friederich Partatius, littauscher Pfarrer in Insterburg, Sie, da Sie verwitwet undt ganz unvermögendt gewesen, zur Verpflegung zu sich genommen. Undt da auch derselbige zu Ihrem großen Leidwesen Anno 1688 im Osterfest verstorben, ist Sie doch von dessen Witiben, Frau Elisabeht, einer gebornen Schützin, biß an Ihr seliges Ende verpfleget undt zu Insterburg Anno 1689 umb Michaelis, im 74sten Jahre ihres Alters begraben worden.“

Diese Lebensskizze Aennchens ist um so glaubwürdiger, weil sie von einem Pfarrer herrührt, der die oben erwähnte Schwiegertochter Aennchens, Frau Elisabeth, geborne Schütz, heirathete und somit die Nachrichten über Aennchens Leben aus der zuverlässigsten Quelle schöpfen konnte.

Die Herder’sche Uebersetzung des Dach’schen Volksliedes ist, was Herder auch selbst einräumt, nicht als eine gelungene zu bezeichnen; besonders mangelt der Uebersetzung der kecke Humor, von dem das Original fast übersprudelt. Auch hat Herder die letzten Strophen nicht übersetzt, wahrscheinlich, weil sie ihm nicht in den bei der Uebersetzung der ersten Strophen angeschlagenen Ton paßten. Die Strophen, welche von Herder nicht übersetzt sind, lauten in zwanglosem Hochdeutsch:

„Was ich gebiete, wird von Dir gethan,
Was ich verbiete, das lässest Du stahn.
Was hat die Lieb’ doch für einen Bestand,
Wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand;
Wo man an den Haaren sich zieht und sich schlägt
Und gleich den Hunden und Katzen verträgt.
Ankchen von Tharau, wir werden’s nicht thun;
Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn;
Was ich auch wünsche, Dich wird’s nicht erbosen,
Ich lass’ den Rock Dir und Du mir die Hosen.
Dies ist, o Ankchen, die süßeste Ruh:
Ein Leib, eine Seel’ sind wir beid’, ich und Du.
Das macht das Leben zum himmlischen Reich;
Durch Zanken allein wird der Hölle es gleich.“

Simon Dach wurde später als Professor der Poesie an der Albertina zu Königsberg ein gar frommer Mann und erklärte auf dem Sterbebette, daß ihn keines seiner Gedichte so sehr gereue, wie das Lied Aennchen von Tharau. Es ist eigenthümlich, daß gerade das Gedicht, welches den Namen Simon Dach’s unsterblich gemacht hat, von dem Dichter selbst für ruchlos gehalten wurde. A. L.     




Kleiner Briefkasten.

Redaction des Sächs. Gzblts. in S. Die Angriffe auf Mazzini und Fräulein Ludmilla Assing in Nr. 81 Ihres Blattes sind ungerecht. Abgesehen davon, daß Mazzini nirgends den Tyrannenmord gepredigt hat (und es würde Ihnen schwer fallen, in seinen Schriften irgend eine Stelle zu finden, welche dies thäte), ist er gelegentlich des Tibaldi’schen Attentats in contumaciam verurtheilt worden, obgleich gar keine Beweise gegen ihn vorlagen und lediglich durch die Willkürlichkeit der vom persönlichen Haß des Kaisers gegen ihn beeinflußten französischen Gerichte. Auch Orsini handelte allein aus eigenem Antrieb; noch mehr, er war gerade zu jener Zeit mit Mazzini gespannt, und aus seinen eigenen, italienisch und englisch gedruckten Memoiren geht zur Genüge hervor, daß sein Attentat mit Mazzini gar nichts zu thun hatte. Dieser aber – und das wissen Alle, die mit der Geschichte Italiens vertraut sind – war es, der die italienische Freiheitsbewegung organisirte. Garibaldi ist nur als deren ausführender Arm zu betrachten; Cavour aber war es, der ihr im ersten Anfange auf jede Weise entgegenwirkte und die Sache erst guthieß, als der Sieg gesichert war und er die Früchte pflücken konnte.

S. H. in Dresden. Materialismus? Lieber Herr, das ist ein heikles Thema, das uns, wollen wir wahr und consequent schreiben, zweifellos mit der heiligen Hermandad in Conflict bringen muß. Doch soll schon nächstens Ihren Wünschen genügt werden, vorläufig empfehlen wir Ihnen als Vorstudium das Capitel: „Geist und Seele“ in Bock’s Buch vom gesunden und kranken Menschen. Achte Auflage, Seite 215 ff. In klarer, allgemein verständlicher und überzeugender Weise schildert der bekannte Verfasser in diesen Blättern die Functionen des Gehirns und setzt namentlich die Begriffe Geist und Seele, die so oft falsch aufgefaßt oder verwechselt werden, in prägnanter und geistreicher Fassung auseinander. Sie werden darin bestätigt finden, daß mit Geist die Arbeit des Gehirns und mit Seele nur die den Stoffwechsel unterhaltende Ursache, d. h. das den Stoffwechsel bedingende eigenthümliche Zusammen- und Aufeinanderwirken der organischen Stoffe in einem Organismus zu bezeichnen ist.

O. C. in P. Dieser „Fluch“ bringt Ihnen noch keinen Segen in’s Haus – wir bedauern die Arbeit ablehnen zu müssen.

Rsk. in Smithsfield, Cape of Good Hope. Wir freuen uns, in so weiter Ferne so treue Leser unseres Blattes zu finden. Ihre Beiträge sind willkommen.

B. F. in K. Von Auerbach’s „Barfüßele“, illustrirt von Vautier, sind bereits 2 Lieferungen erschienen, und heute bereits in Tausenden von Exemplaren verbreitet. Verlassen Sie sich darauf, daß dieses Prachtbuch noch vor Weihnachten complet in Ihren Händen sein wird.

P. R. in New-York. Der diplomatische Verkehr Preußens mit Oesterreich und den süddeutschen Staaten wird ausschließlich in deutscher Sprache geführt, mit allen übrigen Staaten, die Schweiz gelegentlich ausgenommen, nur französisch. Während der sogenannten neuen Aera (unter dem liberalen Ministerium, das der Prinzregent berufen) wurde auch nach dem Auslande Alles ausschließlich deutsch geschrieben, jetzt aber wieder französisch.


Für die Hinterbliebenen der verunglückten Bergleute des Plauenschen Grundes

gingen ferner ein: J. M. P. H. J. K. A. B. 5 Thlr. 20 Ngr. (10 fl. holl.); H. Kneusel in Krewin 4 Thlr. 6 Ngr. (5 Rubel); J. Ph. L. 2 Thlr. 25 Ngr. (5 Fl. rhein.); Cilly u. Lutta aus Riga 3 Thlr. 11 Ngr. (4 Rubel): W. Möller in Zbirow 1 Thlr. 3 Ngr. (2 Fl. österr. Währ.); Karl Thieme in Kirchheimbolanden 4 Thlr. 8 Ngr. 5 Pf.; P. St. in Frankfurt a. O. 10 Thlr.; eine Gesellschaft von Unterofficieren des hessischen Pionier-Bataillons Nr. 11 in Castel 3 Thlr. 17 Ngr. 7 Pf.; die Schüler der VI. a. und b. Knaben-Classe der 3. Bürgerschule zu Leipzig 2 Thlr. 12 Ngr. 6 Pf.; Z. Z. Greiz 3 Thlr. 10 Ngr.; die Schüler der 2. u. 3. Cl. der Bürgerschule in Jüterbogk 2 Thlr.; V. R. in Spremberg 2 Thlr.; von Turnern aus Arnstadt, Eisenach, Gotha, Ohrdruf, Ruhla und Wechmar bei einer Turnfahrt auf die Wachsenburg 8 Thlr. 3 Ngr. 5 Pf.; durch Stiller’sche Hofbuchhandlung beim „Conditor“ in Malchin gesammelt 4 Thlr 15 Ngr.; A. B. Berlin 1 Thlr.; Erübrigtes von dem kleinen Verdienste einer armen Wittwe 2 Thlr.; K. in Mewe 1 Thlr.; dramatischer Verein in Schlotheim 14 Thlr.; aus Nerxerburg bei Gießen 1 Thlr. 12 Ngr. 7 Pf.; Exped. d. Stadt- und Landfreund in Königsberg i. d. N. 2 Thlr.; Leser und Freunde der Gartenlaube in Fischbach i. Schl. 10 Thlr. 5 Ngr.; O. in Tichau 1 Thlr.; Netto-Einnahme für eine von Dilettanten veranstaltete theatralische Abendunterhaltung in Langensalza 74 Thlr. 10 Ngr. 5 Pf.; G. Hit in Auerbach 1 Thlr.; Ertrag einer Abendunterhaltung des Liederkranz in Thum 5 Thlr.; Th. Dörsam, Lehrer in Kriegsheim, 9 Thlr. 6 Ngr.; Ertrag eines Kirchen-Concerts in Hopfgarten bei Weimar 6 Thlr. 2 Ngr.; von dem Reinertrag eines Concerts der Liedertafel und des Liederkranzes in Eisenach 14 Thlr. 20 Ngr.; Dr. Oscar Kreß in Evansville, Staat Indiana, V. St. Amerika, 10 Thlr.; Sammlung im Verein für Literatur in Braunschweig 8 Thlr.; Organist Schulze in Wriezen a. O. 1 Thlr.; Ertrag einer Theater-Vorstellung der Concordia-Gesellschaft in Friedland, R.-B. Breslau 7 Thlr.; Arbeiter im Hüttenwerk Gottow bei Luckenwalde 1 Thlr. 19 Ngr.; gesammelt bei einer Abendunterhaltung von Turnern und Turnfreunden in Schotten 13 Thlr. 1 Ngr.; Gewinn eines Strichwerfens von fünf Altonaern 1 Thlr.; Sammlung der Exped. des „Ammerländer“ in Westerstede 2 Thlr. 21 Ngr.; von einer fröhlichen Gesellschaft in Sörup 8 Thlr. 3 Ngr.; Reinertrag eines Concerts des Gesang- Vereins Frohsinn in Kühren bei Wurzen 8 Thlr. 14 Ngr.; die Notenstecher der F. W. Garbrecht’schen Officin in Leipzig 2 Thlr. 15 Ngr.; Sänger- Verein in Ueberlingen 4 Thlr. 19 Ngr. 6 Pf.; Bergwerksbesitzer G. Rehm in Aachen 50 Thlr.; G. Schirmer, Musikalienhandlung in New-York 25 Thlr; Netto-Einnahme einer musikal. Abendunterhaltung zu Treptow 9 Thlr. 10 Ngr.; Ertrag einer musikal. Abendunterhaltung des Männer- Gesangvereins Concordia, Arbeiter-Bildungsvereins und der Capelle des Feuerwehr-Corps in Offenburg 35 Thlr.; von sechs Herren durch Post-Exped. Gerh. (16 fl. 42 Kr. rhein.) und Ertrag einer Sammlung von dem Gesangverein Sängerbund in Neckar-Steinach (18 Fl. 4 Kr. rhein.) 19 Thlr. 26 Ngr. 5 Pf.; Ungenannt 2 Thlr.; Leser der Gartenlaube in Striegau 1 Thlr.; Kaufm. Karl Löffler in Gambach 2 Thlr.; in einer Gesellschaft in Nördlmgen gesammelt 4 Thlr. 2 Ngr.; Ertrag eines Concerts des Männer-Gesangvereins und der Capelle Lenzen in Limburg a. d. Lenne 31 Thlr.; gesammelt in der Loge „zu den drei goldenen Schlüsseln“ in Berlin 60 Thlr.; Reinertrag eines Concerts des Gesangvereins „Erholung“ der Arbeiter der mechan. Weberei in Günzburg 20 Thlr.; A. W. aus Eisleben 1 Thlr.; O. S. 2 Thlr.; Sammlung des Bürgermeisters Bertram in Groß- Breitenbach 17 Thlr. 1 Ngr. 3 Pf.; Sammlung in Alfeld, Prov. Hannover, durch die Liedertafel daselbst 39 Thlr. 14 Ngr.; S. u. C. B. in H. 12 Thlr.; Sammlung in Puszta Kengyel u. Gyüger (Heveser Com. in Ungarn) durch Hermine Lederer in Pest-Waitzen 5 Thlr. 15 Ngr. (10 Fl. österr. Währ.); Moritz Zumpel in Waitzen im Namen Mehrerer 7 Thlr. 16 Ngr. (13 Fl. 50 Kr. österr. Währ.); L. u. H. N. in New-York 5 Thlr. (5 Dollars A. C.); F. B. in San Francisco 3 Thlr. (3 Dollars A. C.); Sp. in Greifswald 1 Thlr.; Otto Boryszewski in Dramburg 2 Thlr. 23 Ngr.; Reinertrag eines Concerts der Gesellschaft „Vesta“ in Erfurt 30 Thlr. 19 Ngr. 5 Pf.; gesammelt von den Schülern und Schülerinnen der 1. Bezirksschule zu Leipzig für die hinterlassenen Schulkinder 20 Thlr. 10 Ngr.; Sammlung in Las Vegas, Neu-Mexico, durch J. Knauer 30 Thlr. (30 Dollars A. C.); Ergebniß einer Humboldt-Feier der sämmtlichen Logen und Vereine in Lawrence, Mass. 60 Thlr.; von den Mitgliedern des Arbeiter-Bildungsvereins in Tuttlingen 5 Thlr. 8 Ngr. 2 Pf.; Philharmonia in Büdingen 5 Thlr. 21 Ngr. 4 Pf.; gesammelt im Tirolerbierhause von M. Lechner am großen Neumarkt in Hamburg 6 Thlr. (Summa sämmtlicher Eingänge: 5091 Thlr. 15 Ngr 7 Pf.)

Berichtigung. In letzter Quittung (Nr. 42) muß es in der dritten Zeile von unten statt Holbermoor 70 Thlr., Kolbermoor heißen.

Zur Beachtung. Mit dieser Nummer schließen wir die speciellen Quittungen in diesem Blatt über die eingegangenen Beiträge und werden über etwa noch später eingehende von Zeit zu Zeit nur summarisch Bericht erstatten. Die Redaction. 


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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