Seite:Die Goldkarawane.pdf/122

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heraus, deren Finger sich krampfhaft öffneten und schlossen, als griffen sie nach irgend etwas Unsichtbarem.

Ich gebe zu, daß diese Hand gerade bei dieser magischen Nachtbeleuchtung und inmitten dieser weltabgeschiedenen Einsamkeit seltsam gespenstisch wirkte, obwohl ich mir doch sofort sagte, es könne sich hier nur um einen durch den jähen Absturz deines Dschebel el Mirk Verschütteten handeln, dessen halb unterdrückten Schreckensruf ich vorhin noch vernommen hatte.

Ich sprang aus dem Sattel und begann in wilder Hast die Sandmassen mit den flachen Händen beiseite zu schieben. Das ging schneller als Graben. Bald hatte ich auch den Arm, die Schulter und einen Teil des Kopfes frei. Daß ein Beduine hier verunglückt war, hatte ich schon an dem Ärmel des Burnus erkannt. Wahrscheinlich ein Channek, dachte ich nun, als der Mensch jetzt mit eigener Kraft die Sandschleier von seinem Gesicht schüttelte und den Kopf hochreckte.

Da – ein beiderseitiger Ausruf der Überraschung!

Es war – Zuitenbrook-Rastra!

Noch steckte er mit dem ganzen Leibe in den weichen, feinen Sandhüllen, die sein Todesbett geworden wären, wenn ich auch nur fünf Minuten später ihn freigelegt und ihm nicht jetzt schon die Möglichkeit zum Atmen gegeben hätte.

Wir starrten uns wie gebannt an. Dann rief er voller Haß und ohnmächtiger Wut:

„Ah – das Schicksal hat mich Dir ausgeliefert, elender Spion! Wenn nicht dieser verdammte Abhang nachgeben und mich dann unter sich begraben hätte, würde die Sache jetzt umgekehrt sein, denn ich sah Dich kommen und erkannte Dich sofort an Deinem breitkrempigen Hut! Schade – auch Ulmed Rischa hätte sich gefreut, wenn ich gerode Dich mit zurück ins Lager als Ergebnis dieses Spazierritts gebracht hätte! – Was wirst Du nun mit mir beginnen?“

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/122&oldid=- (Version vom 31.7.2018)