Seite:Die Goldkarawane.pdf/139

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hier hinabgestürzt, so hätte Zuitenbrook-Rastra niemals gerufen: „Nur eine Hyäne steckt drin!“

Die Minuten verrannen, reihten sich zu Stunden auf. Die Sterne erblaßten allmählich. Die Nacht wich, das Morgengrauen kam, bald die Tageshelle, bald die ersten Sonnenstrahlen.

Ich fühlte mich wie gerädert. Ich war jetzt seit 36 Stunden ohne Schlaf. Bisher hatte mich die Aufregung wach gehalten. Jetzt konnte es selbst nicht mehr der Gedanke daran, daß ich doch bereits neun tiefe Löcher in die Lehmwand gebohrt hatte und daß nur höchstens noch drei fehlten, bis ich nach oben gelangen könnte. Nur noch drei! Und trotzdem reichte meine Energie dazu nicht mehr aus. Erst wollte ich mich nur eine Weile niedersetzen und ausruhen, wollte um keinen Preis die Augen schließen, um nicht einzuschlafen. Ich – schlief aber dennoch ein, schlief, träumte das tollste Zeug zusammen und erwachte, als bereits die Abendröte den Himmel über mir bestrahlte.

Die Hyäne hatte sich jetzt niedergetan. Als ich mich bewegte, sprang sie ängstlich auf.

Ich wunderte mich, daß die Beduinen auch jetzt noch nicht hierher gekommen waren, da sie doch wußten, daß in der Grube ein Tier gefangen saß. Ich hatte großes Glück gehabt. Wie leicht hätte man mich, den fest Schlafenden, überwältigen können! Dann hätte man mich wieder den Tuaregs übergeben, und was diese mit mir gemacht hätten, war ja nicht weiter zweifelhaft, nachdem ich zweien die Knie zerschossen hatte.

Jedenfalls wollte ich nun das Versäumte nachholen und schleunigst die noch fehlenden Löcher aushöhlen!

Dies war mühsam genug. Ich mußte mich dabei ja an der Wand mit dem Fußspitzen und der linken Hand in den bereits gebohrten Stufen festhalten, hatte nur die Rechte frei zur Handhabung des schweren Stutzens.

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/139&oldid=- (Version vom 6.5.2018)