Seite:Die Goldkarawane.pdf/210

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Rastras Perücke dem Zuge verangetragen hatte, eine kleine, sehnige Figur, dem die Augen vor Mordgier funkelten.

Mein Revolver war abgefeuert, den Stutzen hätte ich nicht mehr anlegen können. Der Tuareg stieß zu. Ich hatte mich zur Seite geworfen, hatte die Lanze gepackt, suchte sie ihm zu entreißen. Da ließ er sie plötzlich los, und ich – stürzte hintenüber. Ehe ich noch auf die Beine kam, hatte er sie schon wieder in Händen. Ich glaubte bereits die Spitze in meiner Brust zu fühlen.

Ibrahim opferte sich. Sein Körper schnellte sich als Schild vor den meinen, erhielt den Stich – durch die linke Brustseite.

Dann fuhr ich dem Tuareg an die Kehle. Er war der erste Mensch, den ich mit dem Messer niederstach. –

Genug der blutigen Einzelheiten!

Karawane des ewigen Fluches hatte der weißhaarige Einsiedler auf dem Tempelfelsen die Goldkarawane genannt! Mit Recht! Wie viele Menschen hatten nicht schon auf diesem Plateau ihr Leben eingebüßt – nur des schnöden Goldes wegen! Und heute waren nun abermals fast ein halbes Hundert dazugekommen.

Karawane des ewigen Fluches! Es stimmte nur zu sehr! –

Der Kampf war vorüber; in den Vertiefungen des kleinen Plateaus standen Blutlachen, auf dem harten Gestein stierten verglaste Totenaugen aus verzerrten Gesichtern gen Himmel; Verwundete stöhnten, flehten um Wasser.

Und über all diese Bilder des Schreckens goß die sinkende Sonne ihre rötlichen Lichtfluten aus, als wollte sie mit mildem rosigen Glanz das Furchtbare mildern und etwas verschönen durch ihr weiches Farbenspiel.

Völlig unversehrt waren dem Wüten von Messen, Pistolen und Büchsen nur fünf Tireks, Augustus, Rastra und ich entgangen. Wir hatten alle Hände voll zu tun,

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/210&oldid=- (Version vom 31.7.2018)