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zunächst die am schwersten Verwundeten zu verbinden, Wasser herbeizuschaffen und darauf achtzugeben, daß die noch lebenden und bewegungsfähigen Feinde – es waren nur zwei Channeks, ein Berber und drei Tuareg – nicht abermals, nachdem sie etwas zu Kräften gekommen, zu den Waffen griffen. Auch die Toten hatten wir nun in dieselbe Felsspalte geschafft, in der bereits die ausgetrockneten, zu Mumien gewordenen Leichen der vor drei Jahren hier Gefallenen ruhten.

Endlich konnten wir an uns selbst denken. Bisher hatte Rastra keine Zeit gehabt, mit mir zu sprechen. Er hatte schweigend mitgeholfen bei all unserer traurigen Arbeit, sich auch hierbei geschickt, energisch und umsichtig gezeigt. Jetzt, als Augustus die Vorbereitungen für unser Nachtmahl zu treffen begann (wir hatten unseren Lagerplatz nach dem Tale verlegt, wo die Pferde und Kamele weideten), trat Rastra auf mich zu, streckte mir die Hand hin und sagte leise:

„Verzeihen Sie mir! Ich hatte mich in den Gedanken verrannt, Sie wären ein Helfershelfer jener drei Männer, die nun hier den Tod gefunden haben. Bereits in jener Nacht, als Sie mich aus dem Sande herausgruben, mich vor Ulmed Rischa warnten und mich nicht weiter belästigten, obwohl ich doch wehrlos war, dämmerte mir die Erkenntnis der Wahrheit auf. – Nochmals – verzeihen Sie mir!“

Ich hatte seine Hand absichtlich übersehen, die er mir reichen wollte, erwiderte nun, ihn ernst und forschend anschauend:

„Ich verzeihe Ihnen! – Trotzdem bleibe ich aber insofern Ihr Feind, als ich nicht dulden werde, daß Sie sich an den Schätzen der Goldkarawane unrechtmäßig bereichern, die nach wie vor Eigentum jener Pariser Juweliere sind, die die Karawane damals ausgerüstet haben.“

Da lächelte Rastra traurig.

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/211&oldid=- (Version vom 31.7.2018)