Seite:Die Goldkarawane.pdf/52

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Sie waren ziemlich aufdringlich, fragten mich nach Woher und Wohin eingehend aus und schlugen mir sehr bald vor, mich ihnen anzuschließen, da sie in der Sahara Löwen zu jagen beabsichtigten.

Ich lehnte höflich ab unter der Begründung, ich wolle in aller Ruhe Land und Leute studieren und mich möglichst abseits der besiedelten Gebiete halten, um recht viel Ursprüngliches zu sehen.

Dann machten sie sich an Ibrahim heran, der ihnen offenbar sehr gefiel. Sie boten ihm, obwohl er doch als mein Diener galt, eine sehr hohe Bezahlung. Er war ihnen seiner Sprachkenntnisse wegen sehr wertvoll, ging aber selbst auf die verlockendsten Versprechungen nicht ein.

Das gab die erste Verstimmung zwischen mir und unseren Mitbewohnern ab, denn ich hielt ihnen ziemlich ungeschminkt ihr wenig anständiges Verhalten vor.

In der dritten Nacht erwachte ich dann in unserem Raume durch die feuchtkalte Berührung meines Gesichts durch eine große Eidechse, die sich zu uns hereingeschlichen hatte. Ich schleuderte sie von mir. In demselben Augenblick vernahm ich, noch etwas schlaftrunken, drüben bei den drei Balten ein einzelnes Wort einer leisen Unterhaltung, das sofort in meinem Hirn haften blieb und mich urplötzlich ganz munter werden ließ.

„Goldkarawane“! – so hatte der eine geflüstert.

Goldkarawane! Mit einem Schlage wurde alles das lebendig in meinem Gedächtnis, was ich damals auf dem Dampfer Algier erlebt hatte. Damals hatte ja der rätselhafte Mynheer Zuitenbrook im Selbstgespräch Sätze vor sich hingemurmelt, die gewisse Drohungen gegen Leute enthielten, die sich ihm vielleicht hindernd in den Weg stellen würden! Und weiter: Als ich im Brunnen der Aussätzigen den Tod vor Augen hatte, da hatte ja Zuitenbrook-Rastra von mir Aufschluß

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)