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sicher. Ohrfeigen wäscht ein Berber mit Blut ab. – Eilt Euch, fragt nichts! Nachher können wir reden!“

Ich ging dann zu dem Landsmann hin, der noch neben seinem jämmerlichen Klepper im Grase lag.

Zu meinem Erstaunen sah ich, daß er die Augen offen hatte und mich listig anblinzelte.

„Wie, sind Sie etwa gar nicht –“

„– betrunken?“ lachte er, sich aufrichtend. „Der Suff ist ein Pflaster, ein schönes! Heute bin ich unbepflastert!“

Er erhob sich, zog sehr tief sein französisches Soldatenkäppi, das ihm viel zu klein war und das er mit einem Riemen unterm Kinn befestigt hatte, machte einen noch tieferen Bückling und stellte sich vor:

„Sie gestatten: Hofschauspieler a. D. Augustus Wruke!“

Weiß Gott, mir war gerade damals recht wenig nach Lachen zumute! Aber – ich konnte nicht anders, ich prustete los! Denn dieser Hofschauspieler Augustus Wruke war denn doch zu kostbar mit seinem würdevollen Pathos und mit dem – dem Äußeren!

Man bedenke: das rote Käppi thronte auf einem absolut kahlen Kürbisschädel und bildete das zwecklose Sonnenschutzdach für ein Gesicht, in dem neben einer winzigen Mopsnase ein paar richtige Schweinsäuglein funkelten, deren fehlende Brauen durch schwarze Striche – wahrscheinlich unter Benutzung von Holzkohle – ersetzt waren. Unter der Mopsnase wucherte ebenso wie um die dicken Pausbacken ein gut acht Tage alter rötlicher Stoppelbart. Über dem weit vorspringenden Kinn aber lag ein winzig kleiner Mund mit dicken Lippen, der deshalb auch wie ein roter, runter Klecks wirkte. – Und die Gestalt? Klein, spindeldürr, furchtbare X-Beine und überlange Arme mit Händen von Handschuhweite 18 etwa!

Das war nur Augustus Wruke selbst! Nun aber

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)