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Ich traute mir schon zu, hierbei keine allzu großen Dummheiten zu machen, denn theoretisch hatte ich mir ja schon zu Hause am Schreibtisch alle Künste eines guten Jägers und Wüstenläufers angeeignet. Ehrlich gestanden: ich hatte damals von meiner Tüchtigkeit eine sehr hohe Meinung, obwohl mich doch schon mein Erlebnis mit jenem Beduinen, von dem ich nur den Büchsenlauf zu sehen bekommen hatte, nachdrücklich vor jeder Selbstüberschätzung hätte warnen müssen.

Ich befand mich nun am tiefsten Punkte des Engpasses, wo dieser in eine Schlucht einmündete, von der ich nur ein Stück kahlen Sandboden und die gegenüberliegende Steilwand sah.

Nein – bei dem rötlichen Licht des scheidenden Tagesgestirns bemerkte ich noch etwas: ein paar Häuflein frischen Pferdedüngers!

Das war wichtig! Der Dünger bewies, daß sehr wahrscheinlich in der Schlucht berittene Leute steckten oder aber gesteckt hatten!

Ich kroch jetzt so weit vor, daß ich den kaum siebzig Meter breiten Talkessel überblicken konnte, stellte fest, daß er sich nach rechts, nach Süden, stark senkte und gut viermal so lang als breit war. Die längere Seite lag nach rechts zu. Dort wucherte auch einiges Gestrüpp. Die Hauptsache: weit und breit war nichts Lebendes zu sehen – nichts!

Augustus Wruke befand sich sehr wahrscheinlich noch links von mir. Er mußte an mir vorüber, wenn er die Schlucht genau durchsuchen wollte. Ich würde also am besten hier auf sein Erscheinen warten, dachte ich mir, und mich ihm als angenehme Überraschung präsentieren.

Es wurde auch eine Überraschung – nur etwas anderer Art.

Plötzlich warf sich von hinten jemand mit dem vollen Körpergewicht auf mich herauf, und fast gleichzeitig

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Walther Kabel: Die Goldkarawane. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Goldkarawane.pdf/79&oldid=- (Version vom 31.7.2018)