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Dresdner Strickmaschinenfabrik
vorm. Laue & Timaeus, Löbtau-Dresden
Aktien-Gesellschaft.

Die Dresdner Strickmaschinenfabrik vorm. Laue & Timaeus in Löbtau-Dresden ist die älteste und nach der Vielseitigkeit ihrer Konstruktionen, sowie nach ihrem die ganze Welt umfassenden Absatzgebiete die größte deutsche Strickmaschinenfabrik. In ihrem Katalog finden wir nicht weniger als 2000 verschiedene Arten von Strickmaschinen verzeichnet, wozu noch die nach Angabe der Besteller gebauten Strickmaschinen kommen.

In der Hauptsache werden Strickmaschinen bekanntlich mit der Hand bewegt, doch baut die Fabrik auch Strickmaschinen für Motorenbetrieb jeder Art, die dann fast ausschließlich für die Großindustrie bestimmt sind und zur Massenerzeugung bestimmter Artikel dienen. Dahin gehört auch die von der Firma erzeugte patentierte Zunehme-Strickmaschine, welche demselben Zwecke dient wie die Minder-Strickmaschine, jedoch anders als diese und zwar für vereinfachten und dabei sicheren Betrieb mit Kartenbändern gebaut ist.

Eine Spezialität der Fabrik bilden die Strickmaschinen für Hausindustrie, die in großer Vollkommenheit gebaut werden und vielfach mit goldenen Medaillen ausgezeichnet worden sind.

Im Gegensatz zu anderen Fabriken, die in den Strickmaschinen einfacher Mechanik, d. h. solchen Strickmaschinen, welche nicht für Spezialzwecke gebaut sind, nur eine bestimmte Konstruktion führen, baut die Dresdner Strickmaschinenfabrik deren vier verschiedene Arten. Sie ist dadurch in der Lage, den Abnehmern gleichzeitig alle die Konstruktionen liefern zu können, die sie sonst von verschiedenen Fabriken beziehen müßten.

Diese Maschinen sind: Viktoria-Konstruktion mit unter dem Nadelbett laufendem Schlitten, eine von der Firma eigens konstruierte und in den Handel gebrachte Maschine; Concordia-Konstruktion mit frei über dem Nadelbett laufendem Schlitten, die sogenannte Chemnitzer Konstruktion; Union-Konstruktion mit auf dem Nadelbett laufendem Schlitten, amerikanisches Modell; und die Britannia-Konstruktion ohne Schlitten.

Die Dresdner Strickmaschinenfabrik wurde im Jahre 1868 von Herrn Georg F. Lange begründet. Dieser Herr ließ sich eine der in Amerika erfundenen und dort bereits fabrikationsmäßig hergestellten Strickmaschinen kommen und baute danach in einer kleinen ermieteten Werkstatt in Dresden, Freibergerstraße Nr. 11, die erste deutsche Strickmaschine. Wenige Jahre später wurde der schnell wachsende Betrieb nach dem eigenen Grundstücke in Löbtau in die neuerbaute Fabrik verlegt, und ging dieselbe in den Besitz der Firma Laue, Thiele & Co., über, deren Mitinhaber, Herr Ottomar Laue, sie allein übernahm und von 1880 an in Gemeinschaft mit Herrn Theodor Timaeus weiter fortführte.

Das Unternehmen wuchs nun von Jahr zu Jahr, die Ausdehnung des Absatzes verlangte auch eine fortwährende Erweiterung der Fabrikanlage, Einstellung neuer Betriebsmaschinen und Erhöhung der Arbeiterzahl, und so entwickelte sich die heutige große, auf dem höchsten Punkte von Loebtau gelegene Fabrik.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Erster Theil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1892, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_1.pdf/96&oldid=- (Version vom 23.2.2020)