Diese schönen Worte des Buches der Bücher passen so recht auf unser geliebtes Vaterland, das sich unter der Fürsorge, unter dem treuen, väterlichen Schutz ruhmgekrönter Regenten immer, auch in Zeiten schwerster Not und Trübsal, der frohen Zuversicht und Hoffnung auf Glück und Segen erfreut hat. Wer die Geschichte kennt, weiß, daß das sächsische Volk nicht zu den Schoßkindern des Glückes gehört hat. Oft hingen die Wolken um seine Eichen, und es schien, als sollte der Stern Saxonias erbleichen. Aber immer wieder erstarkte das Land und Volk, dank der energischen, unerschrockenen, liebevollen Führung seiner erlauchten Schirm- und Schutzherren. Wohl dem Lande, des König edel ist! Wohl dem Lande, in dessen Herrscherwappen die Raute grünt und blüht, ein Zeichen der ewigen Liebe und Treue, welche das Volk mit seinem Könige verbindet. Edel ist der Herr unsres Landes, edel nicht nur im blutigen Kampfe, wo das blanke Schwert für die Ehre und Wohlfahrt des Landes kämpft, nein edel auch als Friedefürst, als Schirmer und Förderer der Künste und Wissenschaften, des Handels, der Industrie und des Gewerbes. Handel, Industrie und Gewerbe, mit denen wir uns in diesem Werke zu beschäftigen haben, erfreuen sich seit alter Zeit der Gunst des Hauses Wettin. Otto der Reiche wendete neben dem Bergbau vor allem dem Handel sein Augenmerk zu und erhob Leipzig zu einem Hauptsitz des damaligen, meißnischen Handels. Er verlieh der Stadt das Recht, jährlich zwei Jahrmärkte zu halten und veranlaßte dadurch die Entstehung der beiden Leipziger Hauptmessen. Auch seine Nachfolger, wie Heinrich der Erlauchte, Friedrich mit der gebissenen Wange, Friedrich der Ernsthafte, Friedrich der Strenge und Friedrich der Streitbare traten männiglich für das Gedeihen des Handels ein, obwohl sie durch unausgesetzte Fehden und Streitigkeiten an Friedensthaten wesentlich verhindert waren. Friedrich der Sanftmütige fügte den Leipziger Hauptmessen die Neujahrsmesse als dritte Messe hinzu, Kurfürst Moritz legte das erste Steinkohlenbergwerk an, und sein Bruder August wurde Sachsens bester Staatswirt, wie Moritz sein größter Feldherr in der Vergangenheit war. Er brachte Flachsbau, Spinnerei, Weberei, Bierbrauerei und Spiritusfabrikation im Lande in Schwung, unterstützte Obst- und Weinbau, Bienenzucht und Perlenfischerei, und war
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/11&oldid=- (Version vom 23.2.2020)