aufdrückten. Die Fabrik Leipziger Musikwerke ist unstreitig das erste Etablissement seiner Branche in Deutschland. Ihre Erzeugnisse sind überall in der Welt zu finden, im Orient, in Amerika, in Australien und am Kap, überall, wo Polyhymnia herrscht, sind sie willkommene Spender fröhlicher Musik, im Blockhaus wie auf dem wogenumrauschten Schiff. Über 300 000 Instrumente und nicht weniger als wie 6 Millionen Noten sind schon aus dem Betrieb dieses durchweg praktisch angelegten und mit hohem technischen und kaufmännischen Verständnis geleiteten Etablissements hervorgegangen: Aristons, Aristonettes, Excelsiors, Orpheus, Daimonions, Helikons, mechanische Klaviere, Spieldosen Monopol, Automaten.
An der Möckernschen Straße in Gohlis steht ein echtes, rechtes Fabrikhaus mit Flügel-Gebäude, weitem lichtvollen Areal und darin ein Zentralbau mit Dampfmaschine und Betriebs-Apparaten. 300 Arbeiter stellen sich in den Dienst dieses Etablissements. 8 Kreissägen, 4 Fraismaschinen, 2 Bandsägen, 8 Bohrmaschinen, 2 Hobelmaschinen, 1 Schleifapparat, 1 Fug-Maschine, 2 Ventilatoren enthält die Holzbearbeitungswerkstätte, die Drechslerei 10 Drehbänke, die Schlosserei 12 Eisendrehbänke, 2 Hobelmaschinen, 1 Fallhammer, 8 Balancierstangen, 3 große Blechscheren, 8 Bohrmaschinen, 6 Fraismaschinen, 2 Schleifmaschinen, 6 Dampfstanzmaschinen, 1 Dampfblechstanze, 14 verschiedene Stanzen und noch viele sinnreich konstruierte Maschinen eigner Erfindung. Der gewaltige Motor einer 100-pferdigen Dampfmaschine mit zwei Kesseln von 318 Quadratmeter Heizfläche dient zur Inbetriebsetzung. Für die Herstellung der Erzeugnisse gilt „bestes Material“ als Parole.
Der Vertrieb der Fabrikate erfolgt, mit Ausnahme von Deutschland, in allen Ländern durch geschäftskundige Vertreter. Im Einklang mit dem trefflich organisierten Betrieb steht das umfangreiche Lager der fertig gestellten verschiedenartigsten Musikwerke, die vor ihrem Versand in der Regel noch ein halbes Jahr in Verwahrung liegen bleiben, sowie das Musterlager. Ohne strengste Prüfung verläßt kein Instrument die Fabrik. Als bemerkenswerte Einrichtungen dürfen noch die großen Materialienlager gelten, wie gleichzeitig auch Wohlfahrt und Sicherheit gewährleistende Institutionen in Ventilations-, Heizungs- und Feuerlöschanlagen (letztere beschaffen mittels einer energisch wirkenden Dampfspritze in 1½ Minute kräftige Wasserzufuhr nach allen Gebäuden) als hervorhebenswert aufzuführen sind.
Überall wo die Fabrik Leipziger Musikwerke vorm. Paul Ehrlich & Co. ihre Erzeugnisse ausgestellt hatte, ist ihr auch stets Anerkennung durch Verleihung von Medaillen zu teil geworden.
Im Jahre 1882 wurde das Etablissement durch den Besuch Sr. Majestät des Königs Albert und Ihrer Majestät der Königin Carola geehrt.
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/110&oldid=- (Version vom 4.8.2020)