Leider verstarb Herr Karl Emil Großmann sehr frühzeitig, so daß gegenwärtig nur die vier Überlebenden Inhaber der Firma sind.
Das Etablissement wuchs von Jahr zu Jahr; es ist heute eines der bedeutendsten der sächsischen Textilindustrie und besitzt Weltruf. Es arbeitet, wie wir bereits oben gesehen haben, mit allen Hülfsmitteln der Neuzeit. Auf den wenigen Ausstellungen, die die Firma beschickte, erhielt sie schätzbare Auszeichnungen. So 1873 in Wien das Anerkennungsdiplom, 1883 in Amsterdam die bronzene und 1887 ebendaselbst die silberne Medaille. Auf der Welt-Ausstellung in Chicago werden ihre Erzeugnisse ebenfalls vertreten sein.
Die achtunggebietende Thätigkeit der Firma C. G. Großmann lenkte frühzeitig die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich. Schon 1869 beehrte sie Se. Majestät der hochselige König Johann mit seinem Besuche, und 1892 unterzogen sie der Staatsminister von Metzsch, Excellenz, in Begleitung der Herren Geheimrat Vodel und Kreishauptmann von Salza und Lichtenau, einer eingehenden Besichtigung.
Wahrhaft großartig und ihrer Zeit weit vorauseilend ist die Fürsorge, die die genannte Firma ihren Arbeitern zu teil werden läßt. Zum Andenken an den Begründer wurde von den Hinterbliebenen ein Krankenhaus, das „Karl Großmann-Stift“, ins Leben gerufen und eigens mit einem Kapital von 50 000 Mark zum Zwecke der Unterhaltung und Gewährung von Freistellen ausgestattet. Außerdem besteht noch das „Karl-Stift“ mit einem Kapitale von 10 000 Mark zur Gewährung von außerhalb des Krankenkassenstatuts liegenden Unterstützungen an Arbeiter; die „Emil Großmann-Stiftung“ mit 10 000 Mark für Schulzwecke; endlich ein von den selbständigen Arbeitern der Fabrik gegründeter Konsumverein, dem die Firma das erforderliche Betriebskapital und die nötigen Lager- und Verwaltungsräume zinslos zur Verfügung stellte. Der Verein verkauft die Waren zum Tagespreis, und der erzielte Gewinn wird am Schlusse des Geschäftsjahres in Form einer Dividende an die Mitglieder verteilt.
Wenn irgend etwas geeignet ist, die richtige Anschauung von der Größe wie von den leitenden Prinzipien dieses Welthauses zu geben, so sind es diese aus dem Solidaritätsgefühl zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hervorgegangenen Institute, die den Inhabern das ehrendste Zeugnis ausstellen. Möge die Firma in reichen Maße die Früchte davon ernten!
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/157&oldid=- (Version vom 4.8.2020)