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Lorentz & Ramminger Nachf.
Glauchau
Färberei und Appretur.

Die Kunst des Färbens ist so alt wie die Geschichte selbst. Schon bei den ältesten Völkern findet man sie ausgebildet, und die Phönizier, das Welthandelsvolk der frühesten Kulturperiode Europas, hatten sie bereits zu hoher Blüte gebracht. So verstanden sie unter anderm die Herstellung eines Purpurs, dessen Farbenglut bis heute noch nicht wieder erreicht ist und dessen Fabrikationsgeheimnis unwiederbringlich verloren gegangen zu sein scheint. Es würde eine interessante kulturgeschichtliche Excursion ergeben, wollte man nachforschen und nachweisen, wie die Kunst des Färbens von den Phöniziern auf die Römer vererbt wurde, wie sie von diesen auf die Byzantiner überging, wie sie dann mit dem allgemeinen Verfall der Kunst im Abendlande spurlos verschwand und dafür im Orient ein Asyl fand und gepflegt wurde; wie sie endlich durch Kreuzfahrer wieder zurückgebracht und im Abendlande von neuem eingeführt wurde. Im 16. Jahrhundert erhielt die Kunst des Färbens einen neuen Impuls durch die Einführung der indischen und amerikanischen Farbstoffe, im 18. Jahrhundert durch die Einführung der Türkischrot­-Färberei und Mitte des 19. Jahrhunderts endlich durch die Entdeckung der Anilinfarben, welche letztere mit zu dem kolossalen Aufschwung beitrug, den die sächsische Textilindustrie- und Färberstadt Glauchau in den 60er Jahren nahm.

Mit Vorstehendem ist jedoch kein kulturgeschichtlicher Essay beabsichtigt, sondern es handelt sich nur darum, der nebenstehenden Abbildung des Fabriketablissements der Firma Lorentz & Ramminger Nachf. in Glauchau, einige begleitende Worte hinzuzufügen.

Gegründet im Jahre 1849 von Karl Lorentz und Gustav Ramminger, hatte die Firma gerade Zeit, auf dem Gebiete der Großindustrie sich eine Position zu schaffen, um in jeder Beziehung gerüstet von dem zehn Jahre später durch Entdeckung der Anilinfarben eintretenden allgemeinen Aufschwung der Färberei Nutzen zu ziehen. Das Etablissement war von den beiden

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Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/277&oldid=- (Version vom 4.8.2020)