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Rud. Sack, Leipzig-Plagwitz
Fabrik für Geräte und Maschinen eigner Konstruktion zur Bodenbearbeitung und Reihenkultur.

Die Geschichte dieser Firma fällt zusammen mit derjenigen des Begründers derselben, welcher bis auf den heutigen Tag an der Spitze des Werkes steht; sie ist zugleich die Geschichte einer Erfindung, die, gegründet auf praktische Erfahrung und das Bestreben, der Menschheit sich nützlich zu machen, sich den bedeutendsten Errungenschaften auf diesem Gebiete an die Seite stellen kann, die reformatorisch die ganze ackerbautreibende Welt bis in das entlegenste Dorf durchdringt und auf der sich eine Industrie aufgebaut hat, deren Produktion gewaltige Arbeitermassen ernährt und für die meisten europäischen und viele außereuropäischen Nationen einen rationellen Ackerbau angebahnt hat; es ist das die Erfindung des Sackschen Pfluges und im Anschluß daran vieler anderer Ackergeräte.

Rud. Sack wurde am 7. Dezember 1824 in Klein Schkorlopp bei Lützen, Kreis Merseburg, geboren. Die Eltern besaßen und bewirtschafteten ein kleines Bauergut in Loeben bei Lützen; an dieser Beschäftigung nahm auch der genannte Sohn nebst einer zahlreichen Geschwisterschar teil. Teils als Gehilfe auf dem elterlichen Gute, teils als Verwalter auf verschiedenen anderen Gütern und endlich als Pächter des ersteren war Rud. Sack bis zu seinem 39. Lebensjahre Landwirt, und aus dieser Zeit stammen die Ideen für die Verbesserung der Ackergeräte und Säemaschinen, durch welche eine weit vollkommenere und billigere Bearbeitung und Bestellung des Ackers ermöglicht wurde.

Die ersten Pflüge dieser Art wurden unter persönlicher Assistenz des Erfinders in der heimatlichen Dorfschmiede hergestellt und machten trotz ihrer primitiven Ausführung solches Aufsehen durch ihre Leistung, daß zunächst aus der Nachbarschaft von Loeben, und später aus immer weiteren Kreisen Besucher kamen, sich die neuen Pflüge, denen sich auch im Laufe der Zeit neuere Erfindungen Sacks, als Eggen, Walzen, Kultivatoren, Drill- und Hackmaschinen zugesellt hatten, anzusehen und Bestellungen darauf zu geben. Durch den Erfolg ermutigt und angeregt durch viele seiner neuen Bekanntschaften, namentlich durch den verstorbenen Dr. Karl Heine, entschloß sich Rud. Sack im Jahre 1863 die Landwirtschaft aufzugeben und sich der fabrikmäßigen Herstellung seiner Erfindungen zu widmen. In gemieteten Räumen begann er 1863 in Plagwitz bei Leipzig, woselbst damals das landwirtschaftliche Institut seinen Sitz hatte, mit fünf Arbeitern das neue Geschäft, mußte aber schon 1867 zum Bau einer eigenen Fabrik schreiten, die er mit 30 Arbeitern eröffnete.

Das bisher Geschaffene wurde fortlaufend verbessert und immer Neues hinzugefügt, namentlich aber wurde der soliden, zweckmäßigen und billigsten Herstellung der Geräte nunmehr die größte Aufmerksamkeit gewidmet. Bis Mitte der 80er Jahre, von wo ab Söhne und Schwiegersöhne als Techniker sich ausbildeten und in der Fabrik thätig wurden, war Rud. Sack alleiniger Leiter des Betriebes; nicht allein, daß immer neue Geräte aus seiner Erfindung hervorgingen, auch die Hilfsmaschinen zur Herstellung derselben wurden von ihm teils konstruiert, teils verbessert, er zeichnete

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/330&oldid=- (Version vom 2.4.2020)