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selbst und allein mit peinlichster Genauigkeit die zahlreichen Bilder für die Drucksachen und war unermüdlich thätig, seine Geräte nicht allein bei Ausstellungen und Konkurrenzen, sondern auch in beschwerlichen Reisen von Ort zu Ort den Landwirten vorzuführen.

Die ersten Erfolge, nach heutigen Begriffen freilich unscheinbar, galten damals für großartig; von Großbetrieben moderner Art hatte man damals ja keinen Begriff. Die Statistik der Rud. Sackschen Fabrik, welche erst vom Jahre 1880 an in die Einzelnheiten geht, nennt für den 17-jährigen Zeitraum von 1863–1880 eine Produktion von 25 000 Pflügen, 5550 Säemaschinen und 600 Geräten anderer Art. Während bis gegen Ende der 70er Jahre die Steigerung des Umsatzes von Jahr zu Jahr eine fast gleichmäßige war, so wurde sie von da ab eine rapide, indem jetzt der Pflug ein Handelsartikel wurde und auch Österreich-Ungarn und Rußland den Sackschen Pflug, welcher dann die Sackschen Drillmaschinen etc. mit sich zog, einführten. In den Jahren 1883 und 1884 schien die Nachfrage ins Ungemessene gehen zu sollen; 40 000 Pflüge und 2650 Drillmaschinen wurden in letzterem Jahre verkauft und viele Bestellungen mußten unerledigt bleiben. Diese enorme Nachfrage hatte indessen zur Folge, daß sowohl andere, inzwischen herangewachsene Fabriken, als auch die Regierungen der genannten drei Länder auf diese blühende Industrie aufmerksam wurden; binnen kurzem entstanden in Deutschland sowohl, als auch namentlich in Österreich-Ungarn und später auch in Rußland große Etablissements, die den nicht patentierten Sackschen Pflug nachahmten und in großen Mengen herstellten. Zugleich wurden die österreichisch-ungarischen und russischen Fabriken unter einen gewichtigen Zollschutz gestellt, so daß sie dadurch einen Vorsprung von Mark 16,– bis 18,– pro Pflug gewannen. Dies, zusammen mit dem Eintreten der sog. landwirtschaftlichen Krisis durch Preissturz des Getreides, brachte den Absatz der Rud. Sackschen Fabrik von 1884 zu 1885 um etwas zurück. Von da ab aber hat wiederum eine stete Steigerung stattgefunden, so daß das Jahr 1892 mit dem Verkaufe von 36 000 Pflügen, 3000 Drillmaschinen und großen Mengen anderem Geräte, Garnituren, Ersatzteile etc. alle Vorjahre überholt. Im ganzen wurden bis jetzt von Rud. Sack geliefert über 400 000 Pflüge und 40 000 Säe- und Hackmaschinen außer vielen anderen diversen Geräten und Maschinen, und zwar sind dieselben, wie schon in der Überschrift angedeutet, ausnahmslos nach seinen eignen Konstruktionen gebaut; mit Nachahmungen oder Kopien hat sich Rud. Sack niemals befaßt.

Dieser Absatz verteilte sich in den letzteren Jahren zu etwa 48% auf Deutschland, 23% Rußland, 9% Rumänien, 5% Ungarn, 4% Österreich, 3% Skandinavien, 3% Frankreich, 2% Italien, 1% Holland, 2% übrigens. Daß trotz der fast prohibitiven Eingangszölle in Österreich-Ungarn und Rußland noch ein Import dorthin möglich ist, beruht teils auf der Inferiorität des dortigen Fabrikats, teils auf dem alten Renommee der Firma Rud. Sack und auf deren Betriebseinrichtungen, mittels deren sie ein bisher unerreicht gutes und billiges Fabrikat herzustellen in der Lage ist. Es sei beispielsweise bemerkt, daß eine Drillmaschine, welche im Jahre 1864 Mark 763,– kostete, heute, natürlich in durchweg vervollkommneter Ausführung, geliefert wird für Mark 375,–, 1 Pflug, der 1868 Mark 109,– kostete, kostet jetzt Mark 50,–.

Die Zahl der Beamten beträgt heute 35, der Arbeiter 775. Der Betrieb beruht durchweg auf Maschinen, deren namentlich für Präzisionsschmiederei immer noch weitere eingestellt werden, und durch welche seit 25 Jahren die Produktivität der Arbeiter gerade verdoppelt ist.

Außer der Anerkennung, welche sich in dem oben erwähnten Absatze der Fabrikate ausspricht, sind Rud. Sack im Laufe der Jahre viele und hohe Ehrenbezeugungen zuteil geworden. Se. Majestät König Albert von Sachsen, welcher schon im Jahre 1875 die Fabrik mit Seinem hohen Besuche beehrt hatte, verlieh Rud. Sack im Jahre 1884 das Ritterkreuz des Albrechts-Ordens. Im Jahre 1885 hatte Rud. Sack die Ehre, Se. Königl. Hoheit Prinzen Friedrich August von Sachsen bei sich zu sehen. Zahlreiche Vereine, Professoren, Studierende, Schulen etc. kommen alljährlich, den großartigen Betrieb der Rud. Sackschen Fabrik, welche sozusagen mit zu den Sehenswürdigkeiten Leipzigs gerechnet wird, anzusehen. Die Anzahl von Medaillen in Gold, Silber, Bronze, die Geld- und Ehrenpreise, welche Rud. Sack als Anerkennungen für seine Leistungen erhielt, übersteigt bereits fünfhundert.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/331&oldid=- (Version vom 2.4.2020)