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sind fortwährend durch Neubauten und Neuanlagen erweitert worden; außerdem wurde unausgesetzt an der Verbesserung und Vervollkommnung der Maschinen gearbeitet. Alles Alte wurde entfernt und durch die modernsten Konstruktionen ersetzt.

Beschäftigt werden in Crimmitschau regelmäßig 125 Personen, und über 8000 Selfaktor­-Spindeln befinden sich dort im Gange. Eine Dampfmaschine von 150 Pferdekräften mit Kondensation, gespeist von 2 Dampfkesseln zu 215 und 80 □m Heizfläche, besorgt den Betrieb der Spinnerei.

Im Glauchauer Etablissement, welches außer Spinnerei auch eine große, mit allen Hilfsmitteln der Neuzeit ausgestattete Färberei enthält, die das gesamte gefärbte Material für den Betrieb beider Fabriken liefert, beträgt die Zahl der Arbeiter ca. 150. In der Spinnerei sind über 7000 Selfaktorspindeln im Betrieb. Drei Dampfkessel von 225, 85 und 80 □m Heizfläche speisen die neue 170 Pferdekräfte starke Compound-Ventil-Dampfmaschine mit Kondensation und die Färberei. Die Kraftübertragung für die drei Stockwerke des Gebäudes geschieht nach dem neuen System des Kreisseiltriebes mittels eines 370 m langen und 50 mm starken Hanfseiles, welches siebenmal um die Schwungradscheibe der Dampfmaschine herumläuft. Es ist dies die erste derartige Anlage Sachsens für größere Kraftübertragung. Außerdem besitzt das Etablissement noch eine Wasserkraft, die durch eine Turbine ausgenutzt wird.

Beide Fabriken sind elektrisch beleuchtet. Außer den ca. 15 000 Spindeln in eigenem Betriebe, werden je nach Bedarf noch 5–6000 Spindeln Lohnspinnerei beschäftigt. An Rohmaterial verbraucht die Firma H. F. Wagner hauptsächlich Baumwolle amerikanischen und ostindischen Ursprungs, verschiedene Arten von Schafwolle und Seidenabfällen, ferner in kleineren Quantitäten Kamelhaar, Mohair etc. Der Baumwollverbrauch beläuft sich auf 2500–3000 Ballen pro Jahr.

Entsprechend diesen Anlagen ist auch der Umsatz des Geschäfts. Je nachdem teuere oder billigere Garne in Auftrag gegeben werden, beträgt derselbe eine Million und darüber. Deutschland und England (früher auch unter günstigeren Exportverhältnissen Rußland [Moskau]), Italien und Österreich sind die Hauptabsatzgebiete der Firma. Dieselbe hat übrigens prinzipiell keine Ausstellungen beschickt und sich jederzeit bestrebt, ohne Reklame das Beste zu leisten. Eine große Anzahl alter, zum Teil 25-jähriger Geschäftsverbindungen beweist, daß ihr das gelungen ist.

Das glückliche Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer endlich zeigt sich darin, daß ihr ein seit Jahren erprobtes Personal zur Seite steht, von denen unlängst verschiedene Arbeiter für dreißigjährige treue Dienste vom Ministerium die silberne Medaille erhielten.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/421&oldid=- (Version vom 2.4.2020)