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hergestellt wird und die Eigenschaften des Leders mit denen des Holzes verbindet. Es eignet sich auf Grund seiner Leichtigkeit, Elasticität und Widerstandsfähigkeit ganz vorzüglich zur Kofferfabrikation und zu verwandten Zwecken und steht bis jetzt noch unübertroffen da.

Dieses neue Material hatte eine vollständige Umwälzung der Kofferfabrikation im In- und Auslande zur Folge und wurde sofort nach seinem Erscheinen auf dem Markte von fast allen Kofferfabriken gekauft und eingeführt. Selbstverständlich erstreckte sich diese Umwälzung auch auf das eigene Geschäft, welches dadurch einen bedeutenden Aufschwung erlangte und Veranlassung zur Erwerbung eines größeren Fabriketablissements nahm. Bald auch traten an den Besitzer des Patentes Reflektanten aus dem Auslande heran, und es fiel ihm leicht, sein Patent gewinnbringend nach Rußland und Österreich zu verkaufen. Im letzteren Staate werden jetzt die Militärausrüstungen aus seinen Rohrplatten gefertigt.

Seit jener Zeit stieg der Absatz der Firma G. L. Lippold zu nie geahnter Höhe und begann, sich den Weltmarkt zu erobern. Heute erstreckt er sich über ganz Deutschland, über Holland, Belgien, Schweden, Dänemark, die Schweiz, Italien, England, Indien, Amerika und Australien. Der bedeutende Export nach England und dessen Kolonien veranlaßte die Firma schließlich, in London ein Fabriklager zu errichten, von wo aus die überseeische Versendung erfolgt. Der Triumph, gerade in England festen Fuß gefaßt zu haben, ist umso größer, als die englischen Reisekoffer bisher auf dem Weltmarkte als das vorzüglichste Fabrikat gegolten hatten.

Es ist selbstverständlich, daß der Firma G. L. Lippold für solche Erfolge die verdienten Auszeichnungen nicht gefehlt haben. Auf allen Ausstellungen, die sie beschickte, wurden ihre Fabrikate prämiiert; die ehrendste Anerkennung für seine industrielle Thätigkeit erhielt aber der Besitzer 1885, in welchem Jahre er den Titel eines Königlich. Sächsischen Hoflieferanten erhielt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Groß-Industrie des Königreichs Sachsen in Wort und Bild. Zweiter Teil. Eckert & Pflug, Kunstverlag, Leipzig 1893, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gro%C3%9F-Industrie_des_K%C3%B6nigreichs_Sachsen_in_Wort_und_Bild_Teil_2.pdf/96&oldid=- (Version vom 2.4.2020)