Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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auf den Orgeltönen des Piano das katholische „Adeste fideles“ spielen zu hören, und dann von ihr die spanischen Tänze Hauta Arragonesa und El Sabatheo u. s. w. Des Lebens frischester Champagner schäumt in diesen Nationaltänzen. Es ist angenehm unsere Polkas und andere Volkstänze mit ihnen zu vergleichen. An sprühendem, schäumendem, frischem Leben fehlt es auch diesen nicht, aber es fehlt an Feinheit und Grazie. Diese verschiedenen Nationaltänze verhalten sich zu einander wie Champagner zu Bier und Meth.
Wenn es einen Ort auf Erden gibt, wo der Geist des Lebens ein besonderes, individuelles Dasein hat, so rein, so lebensvoll und lieblich, wie zur Stunde, wo er zum ersten Mal von dem Herrn des Lebens und der Liebe ausgehaucht wurde, so ist es hier. Die Luft hier hat eine Art von belebendem Leben, das für mich ein beständiges Wunder und ein beständiges Entzücken ist. Dieses eigenthümlich wunderbare Leben entsteht besonders Nachmittags nach zwei oder drei Uhr. Es ist ein unaufhörliches, liebliches Wehen, nicht von einer gewissen Seite her, sondern von allen Seiten und auf allen Puncten, eine Erregung, die alle beweglichen leichten Dinge um Dich her wehen und gleichsam athmen und leben macht. Dieses unaussprechliche, zugleich liebliche und lebenspendende Wehen kost Deine Stirne, Deine Wangen, hebt Deine Kleider, Deine Bänder leicht, umgibt Dich, durchdringt Dich, badet Dich gleichsam
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/136&oldid=- (Version vom 15.9.2022)