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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Seiten haben muß, aber sehr artig ist es dennoch, und gegen Fremde ist es eine schöne und edle Artigkeit, die sich sogar die Möglichkeit entzieht Dank zu empfangen. Aber laß uns zu dem Negerbankett und dem Negerball zurückkehren.

Eine lange Tafel, bedeckt mit Blumen, Zierrathen und Lampen, nahm den Fond des Tanzsaales ein. Das Tanzpersonal mochte aus zwei- bis dreihundert Personen bestehen. Die schwarzen Damen waren größtentheils wohl gekleidet nach französischer Mode, und mehrere waren sehr hübsch. Einige Paare führten mit großer Würde und Genauigkeit einige äußerst schwierige Menuette aus. Welch ein einfältiger Tanz, wenn er nicht schön, von hübschen und liebreizenden Leuten ausgeführt wird! Die Haupttänzerin hier war so häßlich, daß sie trotz ihrer wahrhaft prächtigen Kleidung und guten Haltung an einen angekleideten Affen erinnerte, und den Bewegungen ihres Cavaliers mangelte es an natürlicher Geschmeidigkeit, die man überhaupt bei den Negern vermißt.

Aber der Haupttanz des Balles, eine Art von Kreistanz, an welchem die ganze Gesellschaft unter vielen künstlichen Verwickelungen und Entwickelungen theilnahm, indem sie sich auf mannigfache Art gruppirte und mit Ketten von künstlichen Rosen drapirte, dieser war wirklich schön und malerisch; er wurde auch ganz vortrefflich ausgeführt, und hätte er etwas weniger Regelmäßigkeit und mehr natürliches, frisches Leben gehabt, so hätte ich in ihm das Symbol des civilisirten Lebens der Negergesellschaft zu sehen geglaubt. Die schönen dunkeln Augen, die hübschen weißen Zähne, besonders bei einigen schönen jungen Mädchen, glänzten wahrhaft herzerfreuend, während ihre Köpfe sich unter den Halbbogen und Geflechten

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/145&oldid=- (Version vom 15.9.2022)