Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Wirkung. Auch Negerinnen und Mulattinnen tragen sie meistens wie einen Shawl über den Kopf geworfen und von dickerem Zeug, um sich gegen die Sonne zu schützen, wenn sie mitten am Tag ausgehen müssen. Einige Male und auch heute habe ich Frauenzimmer, die offenbar nicht arm waren, in Kleidern von grober, grauer Sackleinwand und mit Shawlen von demselben Gewebe über dem Kopf gesehen. Man sagt mir, dieß geschehe in Folge eines Gelübdes, welches sie im Gebet für sich oder die Ihrigen in Noth oder Krankheit gethan haben.
Heute Mittag um zwei Uhr verlasse ich Matanzas, um mit meinen freundlichen Wirthsleuten nach einer Zuckerpflanzung, welche den Eltern der Mrs Baley gehört, in einer Gegend mit Namen Limonar, ungefähr fünfzehn Meilen von hier, zu fahren. Dort will ich Bäume und Blumen studiren und was der liebe Gott nur will. Nach mehrtägigem Aufenthalt in Limonar begebe im mich zur Frau von Coninck, die auf einer großen Zuckerpflanzung zwischen Matanzas und der Stadt Cardinas lebt. Freundliche, gastfreie Menschen lassen mirs auch hier nicht an Gelegenheit fehlen Land und Volk zu sehen. Und ich kann nicht sagen, wie dankbar ich diese Güte empfinde und erkenne.
Hier habe ich jetzt beinahe eine Woche mitten im offenen Schooße der Sklaverei gelebt, und die ersten Tage meines Hierseins waren davon so niedergedrückt, daß ich zu nicht viel taugte. Dicht vor meinem Fenster
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/149&oldid=- (Version vom 15.9.2022)