Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/151

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Mehrere Male habe ich die Bohea der Negersklaven besucht, d. h. eine Art niedriger Festungsmauer, auf vier Seiten um einen großen Hof erbaut, mit einer großen Thüre auf der einen Seite, die bei Nacht geschlossen wird. Innerhalb des Hofes sind die Thüren zu den Wohnungen der Sklaven in der Mauer — jede Familie hat ein Zimmer. An der Außenseite der Mauer sieht man bloß eine Reihe kleiner Luftlöcher mit Eisengitter, eines für jedes Zimmer, so hoch oben an der Mauer, daß die Sklaven nicht heraussehen können. Mitten auf dem großen Hof ist ein Gebäude, das als Küche, Waschstube u. s. w. dient. In der Bohea habe ich mehr als einmal den Mahlzeiten der Sklaven angewohnt und sie ihre Kürbisschalen voll von schneeweißem Reis, der in einem ungeheuern Kessel für sie gekocht wird, und den die schwarze Köchin mit ihrem Löffel, wie mir scheint, mit rückhaltloser Freigebigkeit austheilt, holen gesehen; ich habe die weißen Zähne der Sklaven leuchten gesehen und ihr Schwatzen und Lachen gehört, während sie, gewöhnlich gehend oder stehend, die weiße Reisgrütze verzehren, welche sie sehr lieben und wobei sie sich meistens ihrer Finger bedienen; sie haben überdieß gesalzene Fische und geräuchertes Fleisch, auch sehe ich in einigen der Zimmer Büscheln von Bananas und Tomatos. Gesetzlich ist der Plantagenbesitzer verpflichtet, jedem Sklaven ein gewisses Maß trockener Fische oder gesalzenen Speckes in der Woche, nebst einer bestimmten Anzahl Bananas, zu geben. Die Sklavenhalter treiben es darin natürlich nach Wohlgefallen, denn welches Gesetz kann hierüber Ordnung führen? aber das Aussehen dieser Sklaven zeugt deutlich davon, daß sie gute Kost haben und vergnügt sind.

Ich fragte sie oft, indem ich auf ihre Speise deutete: „Ists gut?“ und ich bekam immer ein vergnügtes,

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/151&oldid=- (Version vom 15.9.2022)