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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

die Peitsche über sich sehen müssen; daß sie ein undankbares Volk seien; daß beim Aufruhr im Jahr 1846 die gütigsten Herren zuerst sammt ihren Familien niedergemetzelt, die strengeren dagegen von ihren Sklaven in die Wälder getragen worden seien, um vor den Aufrührern verborgen zu werden; man sagt mir, daß man, um von den Sklaven geliebt zu werden, gefürchtet werden müsse. Ich glaube es nicht. Dieß liegt nicht in der Menschennatur. Aber es ist ein Unterschied zwischen Furcht und Furcht. Es gibt eine Furcht, welche die Liebe nicht ausschließt, und eine andere, welche Haß und Aufruhr erzeugt.

Die Sklaven hier haben im Allgemeinen ein finsteres und düsteres Aussehen und gehen schläfrig und verdrossen an ihre Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern. Wenn sie mit den Ochsenwagen hinfahren, sehe ich sie oft am Zuckerrohr saugen, das sie sehr lieben und, wie es scheint, hier frei genießen dürfen. Das ist doch wenigstens eine Erquickung. Sie werden hier nicht mit Reis genährt, sondern hauptsächlich mit einer Art von Wurzel, genannt Malanga, welche sie lieben sollen, die aber mir nicht schmackhaft erscheint. Sie ist gelb und kartoffelähnlich, hat aber einen faden, etwas bittern Geschmack. Jeder Sklave bekommt zum Mittagessen eine Portion solcher gekochter Wurzeln und verzehrt sie mit seinem gesalzenen Fleisch. Zum Frühstück bekommen sie gekochten Mais, welchen sie zerstoßen und mit wilden Tomatos, Platanenfrüchten oder Gemüsen vermischen. Denn sie haben auf einem Strich der Pflanzung einiges Ackerland, wo sie säen und ernten dürfen. Jede Familie hat auch hier ein Schwein, das sie jährlich schlachten oder verkaufen darf.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/175&oldid=- (Version vom 15.9.2022)