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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

üppigen Jungen herumtanzen. Eine solche junge Mutter mit ihrem kleinen Kind unter einem Bananas- oder Tamarindenbaum wäre ein würdiger Gegenstand für den Pinsel eines guten Malers.

In den dunkeln kleinen Stuben, die große Aehnlichkeit mit denen auf der Ariadnepflanzung hatten, sah ich mehr als einen Sklaven während seiner kurzen Ruhezeit damit beschäftigt kleine Körbe und Hüte aus Palmblättern zu flechten, und einer hatte sich aus bunten Lappen und Hahnenfedern einen prunkenden Kopfputz zusammengesetzt.

Die Sklaven leben übrigens in der Bohea beinahe wie das liebe Vieh. Männer und Weiber verbinden und trennen sich nach Gutdünken und Laune. Wenn ein Paar eine Zeitlang zusammengelebt hat und gegenseitiger Ueberdruß eingetreten ist, so gibt ein Theil dem andern irgend eine Veranlassung zu Mißvergnügen, und dann trennen sie sich. Entsteht irgend eine lärmende Uneinigkeit, so ist der Aufseher mit der Peitsche bei der Hand um Frieden zu stiften.

„Gibt es hier keine Paare, die beständig wie in der Ehe zusammenleben, keinen Mann und kein Weib, die sich innig genug lieben, um einander treu zu bleiben wie Gatten?“ fragte ich eines Tags meinen aufrichtigen jungen Begleiter.

„Doch,“ antwortete er, „es gibt hier wirklich einige solche Paare, die immer beisammen geblieben sind, so lange sie auf dieser Pflanzung waren.“

„Führen Sie mich zu einem dieser Paare,“ sagte ich.

Es war just Mittagszeit. Mein Begleiter führte mich in eine der Stuben in der Mauer. Die Thüre stand wie gewöhnlich offen, um Luft und Licht hereinzulassen. Der Mann war außen und in der Stube saß bloß ein Weib von ungefähr fünfzig Jahren, mit einer Arbeit beschäftigt. Sie hatte ein rundes, gesundes

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/178&oldid=- (Version vom 15.9.2022)