Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Blättern) auf und trägt auf ihren Armen Büschel von graugelben Blumen, welche Früchte bringen. Sie schießt fünf bis sechs Ellen hoch auf, treibt binnen zwei Monaten Blüthen und Früchte, und dann vertrocknet sie. Sie sieht seltsam und recht zierlich aus. Ich habe sie abgezeichnet. Hier sind auch ein paar merkwürdige Ceibabäume, der eine merkwürdig durch seine Schönheit, der andere durch seine Abscheulichkeit, seinen tragischen Kampf mit der Schmarotzerpflanze. An den Zuckerrohrfeldern entlang sind hohe wilde Hecken mit sauern Orangen und mehreren tropischen Baumarten.
Während der heißesten Vormittagszeit bleibe ich still in meinem freundlichen, gemüthlichen Stübchen und schreibe oder male. Kurz vor dem Mittagessen gehe ich zuweilen aus, sehe mich in der Bohea um oder stelle mich unter einen Mangobaum an einem Kreuzweg, um da im Schatten einige Windhauche aufzufangen. Nachmittags fahre ich meistens mit Frau von Coninck in ihrer Volante aus; ihre junge Tochter und Mr. W. begleiten uns zu Pferde. In der offenen Volante in dieser himmlisch milden Luft über die Erde hinzuschaukeln ist der ruhigste, lieblichste Genuß, den man sich denken kann.
Abends ist die Familie beisammen. Ich spiele dann amerikanische Märsche, auch Tänze und andere muntere Stücke nebst dem Yankee doodle für den alten Herrn, der sich dabei an die Thaten seiner Jugend erinnert und neues Leben in seinen erlahmten Beinen verspürt. Noch später gehe ich auf die Piazza, sehe die Sterne funkeln in der schwarzen Nacht und trinke Lufthauche, die hier nicht so lebensvoll wie in Matanzas, aber immerhin voll von Lieblichkeit sind.
Zu meinen Vergnügungen gehört auch die Beobachtung der Colibri in dem Gärtchen. Morgens und gleich nach Mittag kann man mit Gewißheit darauf rechnen, daß sie kommen und die Blumen, vorzugsweise
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/184&oldid=- (Version vom 14.9.2022)