Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/197

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

Grasboden, der schöne, bescheiden grünende Grasboden, wo Millionen kleine Gräser, Moose und Blumen zusammenkommen, um dem Menschen ein frisches und weiches Bett zu bereiten, damit er ausruhen, ruhend träumen, denken und genießen kann. Es fehlt an den Hainen von laubigen Gebüschen und Bäumen, in deren Schatten wir so getrost ruhen. Und ich bemerke deutlich, daß diese paradiesische Luft, diese königlichen Guadarajahs den Bewohnerinnen der Insel diese anspruchslosere Anmuth des Landes nicht ersetzen.

Ueberdieß sehen wir um uns her auf dem Lande kein Unrecht, keine Noth, ohne daß wir theilweise abhelfen könnten. Sie hingegen sehen täglich viel Noth und Unrecht und können Nichts zur Linderung beitragen. Je älter eine Frau auf Cuba ist, desto unglücklicher muß sie sein. Hätte sie auch den besten Gatten, der alles Mögliche für sie und für seine Sklaven thäte, so kann sie doch Augen und Ohr nicht vor dem verschließen, was um sie her vorgeht. Die Plantage umfaßt niemals viele Morgen Lands im Areal, und an sie stoßen andere Plantagen, die je nach der Gemüthsart ihrer Herren verwaltet werden; und wie diese manchmal ist, das wissen wir bereits. Kommt dazu noch der Zustand und die Regierung auf der Insel, die Gewaltthätigkeiten der Beamten, der Sklavenhandel, Sklavenaufruhre, die Untersuchungen und Bestrafungen der spanischen Regierung, die beständige Furcht; — — keine lieblichen Hauche von Cubas himmlischer Luft vermögen dem Leben, das unter solchen Verhältnissen geführt wird, Freude zu gewähren.

In der vorigen Woche soll ein Sklavenschiff aus Africa mit einer Ladung von nicht weniger als 750 Kindern, die ältesten nicht 18, die jüngsten 10 Jahre alt, in Havannah angekommen sein. Man hat diese Abende einmal in unserem Gesellschaftskreis davon gesprochen. „Diejenigen, die dieß thun,” sagte mit

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/197&oldid=- (Version vom 15.9.2022)