Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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ihnen. Später wurden die Laternen auf dem Quai Alameda de Paula und andern Plätzen im Hafen angezündet. Sie beleuchteten die Ufer und das klare Wasser mit einem so wunderbar reinen und hellen Schein. Luft und Licht kommen mir hier vor, als hätten sie Klang und Ton; ich höre gleichsam ihre Reinheit, wie ich sie sehe. Jetzt hatte ich eine Empfindung, als wäre ich aus dem Chaos in die Welt des Lichtes und der Harmonie gekommen. Aber wahr ist, daß jeder Ballsaal mir dunkel, staubig und qualmig erschienen wäre neben dieser Naturrotonda unter Cubas Himmel.
Ich fragte unsern Ruderer, der außer spanisch auch englisch spricht, ob er mit seiner Lebensstellung zufrieden sei. Er schüttelte den Kopf. Die Geschäfte gingen schlecht; eines schönen Tags würde er sich genöthigt sehen sowohl sein Boot als die Stadt zu verlassen. „Sie rauchen zu viele, Cigarritos, Hernandez,“ sagte ich. — „Bloß zwanzig des Tags, Sennora,“ antwortete er achselzuckend.
Guten Morgen, Geliebte! Mögest Du dich so wohl befinden wie ich! Ich gedeihe unendlich gut bei meinem Leben hier im Hotel. Ich besitze volle Freiheit, ich habe Alles ganz gut, und die artige Mrs. Marie läßt es mir an nichts fehlen. Schon früh am Morgen gehe ich aus auf meine liebe Cortina, sehe die Brandung an Morros Klippen sich brechen, trinke die Meerluft, halte Zwiesprach mit den Eidechsen, besuche dann ein paar Kirchen, schaue mich auf der Parade um und lausche der Musik. Sodann gehe ich heim über die Plaza de Armas, wo ich ein wenig verweile, um das Columbusdenkmal zu betrachten, das ich hierauf zu Hause in mein Buch abzeichne; aber im muß meine Beobachtungen sehr behutsam vornehmen, denn bereits beginnt das Militär
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/235&oldid=- (Version vom 15.9.2022)